Manfred Spata: Kleine Beiträge zu Denkmal und Geschichte im rechtsrheinischen Bonn Das Jahrtausend-Hochwasser von 1784 in Bonn und Beuel Beueler Hochwassermarken als Erinnerung an die Eiswasserkatastrophe Herausgeber: DENKMAL- UND GESCHICHTSVEREIN BONN-RECHTSRHEINISCH e. V. © 2017 --- ISBN 978-3-981264-5-5
Eine SONDERAUSSTELLUNG zum Jahrtausendhochwasser 1784 "Die Eiswasserkatastrophe von 1784" konnte dazu im November/Dezember 2017 im Stroof Haus in Bonn Vilich besichtigt werden - Adelheidisstraße 3, Bonn. Siehe dazu LINK 1.
Die Bilder, die wir bisher mit Zustimmung des Autors aus dem Werk ins Netz gestellt hatten, haben wieder herausgenommen; wir warten noch auf die Zustimmung des Herausgebers, des Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch e. V..
Lothar Vreden
11.3.2018 |
- Geleitwort des Herausgebers
Im barockzeitlichen Bürgermeister-Stroof-Haus in Vilich gibt es einen aus Bruchstein gefügten Tiefbrunnen, der noch von einem vermutlich mittelalterlichen Vorgängerbauwerk herrührt. Allerdings war er, als der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch e. V. das Haus 2009 in seine Regie übernahm, aufgegeben und mit Abraum verfüllt - anders als die übrigen historischen Brunnen in Vilicher Häusern.
Dafür muss es besondere Gründe gegeben haben, denen Hans-Josef Müller, der Technische Leiter der musealen Erinnerungsstätte, erfolgreich nachgegangen ist: Weil der Brunnen „vergiftet" war, musste er aufgegeben werden! Und auch die näheren Umstände dafür hat er herausgefunden: Auch das Haus am Kirchberg, eigentlich oberhalb der regelmäßigen Überschwemmungsflächen der benachbarten Siegniederung gelegen, muss von einem Hochwasser erreicht worden sein!
Dabei kann es sich nur um die Jahrtausendkatastrophe von 1784 gehandelt haben, den höchsten Hochwasserstand seit Menschengedenken. Und in der Tat, so hat Müller berechnet, muss auch dieses Haus bis zur Hälfte des Erdgeschosses voll Wasser gestanden haben.
Erst anschließend dürfte Leonhard Stroof das lädierte Haus erworben und in den heutigen baulichen Zustand gebracht - und in diesem Zuge auch den Brunnen verfüllt haben. Was lag jetzt näher, als in der Brunnenkammer eine entsprechende Markierung anzubringen! Warum aber nicht zugleich auch an anderen herausragenden Punkten im Beueler Raum, zumal es heute unvorstellbar ist, dass jener Wasserstand tatsächlich bis an den Platz des heutigen Beueler Bahnhofs herangereicht hat?
Daher hat der Verein auf Müllers Initiative systematische Markierungen an annähernd zehn Plätzen von Geislar und Rheindorf bis ins Beueler Zentrum hin vorgenommen. Am Mehlemschen Haus zum Beispiel befindet sich die Bronzetafel nahe bei den Fenstern im ersten Stock; am Beueler Heimatmuseum - auf dem Bühel, also nicht unwesentlich höher gelegen, - markiert sie den einstigen Wasserstand unterhalb der Dachrinne.
Überschwemmungen durch Rhein und Sieg begleiten die Menschen des Beueler Raums durch die gesamte Geschichte. Sie waren durch alle Generationen hindurch für sie schicksalhaft, besonders für die Bewohner von Beuel, Combahn, Vilich-Rheindorf, Gensem und Geislar.
Von daher ist es für einen Geschichtsverein selbstverständlich, sich intensiv auch mit diesem Phänomen zu beschäftigen. Dabei hatte er das Glück, in Gerhard Schmitz ein Mitglied gefunden zu haben, das die Beueler Hochwasserthematik grundlegend untersucht und umfassend beschrieben hat; gerne hat sich der Verein unterstützend an dessen Publikationen beteiligt. Schmitz galt mit seinen überragenden Kenntnissen als „der Hochwasserpapst".
Nach seinem Tod durfte der Verein seinen Nachlass erhalten, der heute das öffentliche Archiv im Bürgermeister- Stroof-Haus bereichert. Gerhard Schmitz ist der Verein zu anhaltendem Dank verbunden.
Von allen Hochwasser-Attacken über die langen Jahrhunderte hat sich bis heute fest in das kollektive Gedächtnis die Eiswasserkatastrophe von 1784 eingebrannt, durch die praktisch alle rheinnahen Fachwerkhäuser zerstört wurden. Daher liegt es nahe, die umfassende Markierungsaktion im gesamten Stadtbezirk auch mit einer schriftlichen Dokumentation zu begleiten. Als Autor dafür hat der Verein sein Mitglied Manfred Spata gewinnen können, einen weithin bekannten und beruflich bewährten Geodäten.
In der vorliegenden Schrift hat Spata nicht nur vermocht, das Vermessungstechnische professionell zu beschreiben, sondern sehr verständlich auch die naturphysikalischen Hintergründe zu erklären. Zudem ist für diese Publikation das ausgeprägte Gefühl des Autors für das Historische von nicht zu unterschätzendem Wert, das er auch andernorts schon unter Beweis gestellt hat: Gekonnt legt er die urkundlichen Befunde über die Katastrophe von 1784 aus, die er zudem in der Anlage kompakt im Wortlaut wiedergibt.
Die Publikation ist nicht nur eine Bereicherung des einschlägigen Fachschrifttums, sondern bietet vor allem der Beueler Bürgerschaft einen deutlichen Einblick in die Geschichte des rechtsrheinischen Bonn. So gilt Manfred Spata der besondere Dank des Herausgebers. Die Vorstellung dieser Schrift erfolgt im Rahmen einer themenbegleitenden Ausstellung „Jahrtausend-Hochwasser 1784" im Bürgermeister-Stroof-Haus, die der Filmemacher Georg Divossen, gleichfalls Vereinsmitglied, in bewährter Manier besorgt und kuratiert hat. Sein nimmermüdes Engagement für die Erforschung und die Vermittlung der Geschichte des rechtsrheinischen Bonn verdient dankbare Anerkennung.
Publikation - Häusermarkierung - Ausstellung. Diese Trias zur Thematik „Jahrtausend-Hochwasser 1784" möge weithin Aufmerksamkeit und nachhaltiges Interesse erfahren. Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch e. V. Carl J. Bachem Vorsitzender
HIER klicken zur Galerie: Hochwasserkatastrophe 1784. |