Erinnerung an eine verworrene - 2. Teil Nieder- und Oberdollendorfer Bürger blicken zurück auf die Kriegs- und Nachkriegsjahre 35 Autoren mit 37 Beiträgen (siehe unten). Mit vielen Fotos und seltenen Dokumenten. 226 Seiten. Herausgegeben vom Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V.. Königswinter 2001.
"Erinnerung an eine verworrene Zeit - 2. Teil" ist erhältlich im Museumsshop des Brückenhofmuseums in Königswinter-Oberdollendorf, Bachstr. 93, zum Sonderpreis.
Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Königswinter: Verworren war sie wohl, die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Für viele Menschen ein Wechselbad in ihren Wahrnehmungen und Empfindungen: eine Nazi-Propaganda, die den Menschen vorgaukelt, wir seien wieder wer, jüdische Nachbarn, die plötzlich verschwinden oder verhaftet werden, der theatralisch inszenierte Beginn des Zweiten Weltkrieges, dann die Nachrichten, daß der Vater oder der Sohn „für Führer und Vaterland“ gefallen sei, das Ende des Krieges, der Zusammenbruch und ein Neuanfang. Dies alles in weniger als 15 Jahren.
Diejenigen, die wie ich diese Zeit nicht selbst erlebt haben, sollten mit dem nunmehr vorliegenden zweiten Band der „Erinnerungen an eine verworrene Zeit“ die Gelegenheit nutzen, um nachzulesen, wie die Generation unserer Väter und Mütter bzw. Großväter und Großmütter diese Zeit hier in unserer Heimat erlebt und was sie empfunden haben.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Johannes Herzog sen., der die Zusammenstellung dieses zweiten Bandes zu seinem besonderen Anliegen gemacht hat, aber auch allen Autoren und Interviewern, die mit ihrem Engagement die Herausgabe des Buches ermöglicht haben. Peter Wirtz Bürgermeister
Zum Geleit Wer kann sich heute vorstellen, er ginge zum Postshop in der Heisterbacher Straße in Oberdollendorf und er würde plötzlich von einem Flugzeug beschossen. So jedenfalls war das damals, als mein Bruder Egon mal zwischendurch mit dem Fahrrad zum Einkaufen fuhr. Im Jahr 1945. Wohl am 15. März. Ober- und Niederdollendorf lagen schon seit mehreren Tagen unter Artilleriebeschuß der Amerikaner von der Godesberger Seite aus. Unsere Familie war mit einigen anderen Familien aus dem Dorf in einen Bunker an der „aal Schleef“ Schleifenweg im Wald) gezogen. (Siehe dazu auch den Artikel „Wie ich als Elfjähriger den Einmarsch der Amerikaner erlebte“ von meinem Bruder Helmut Vreden im Band 1 und seinen Artikel in diesem Band). Egon wollte für „Frischnahrung“ sorgen. Er war auf der Heisterbacher Straße, auf der Höhe der heutigen Läden Penny und Lubig (ab 2009: NORMA), als ein Tiefflieger aus dem Norden heranheulte und den Radfahrer sofort mit seinen Bordwaffen ins Visier nahm. Die Geschosse prallten von dem Kopfsteinpflaster wie große Hagelkörner ab. Egon ließ das Fahrrad zu Boden fallen und flüchtete sich hastig in das Gäßchen. Nicht getroffen – Schwein gehabt!
Die Schilderung dieses Ereignisses hat mich immer wieder berührt. Und Kriegsereignisse wie der Jugoslawienkrieg haben uns vieles wieder bewußt gemacht. Für diejenigen, die einen Krieg nie erlebt haben, blieb das alles in weiter Ferne.
Diese verworrenen Zeiten vor, im und nach dem Krieg zu beschreiben ist sicher auch heute noch wichtig, um solche Verwirrungen in den Köpfen der Menschen gar nicht erst entstehen zu lassen. Sie sollen helfen, Kriege zu vermeiden; denn Kriege brechen nicht aus, sie werden gemacht.
Nach unserem ersten Band „Erinnerungen an eine verworrene Zeit“ hörten wir sehr oft: „Das hätte man auch noch schreiben sollen.“ Wir haben uns deshalb sehr bald zu einem Folgeband entschlossen. Doch haben wir diesmal die Themen und auch den Kreis der möglichen Verfasser ausgedehnt, um das ganze Spektrum dieser Zeit mosaikhaft, aber noch umfangreicher zu beleuchten. Vieles müßte sicher noch ergänzt werden. Doch das wäre auch nach einem dritten Band noch so. Eine Ausnahme wird hierbei ein Bericht von Albert St. Pol aus Joue-Les-Tours bilden, der aus seiner Kriegsgefangenschaft in Niederdollendorf berichtet.
Wir danken den Autorinnen und Autoren, die oft einen schweren Abschnitt ihres Lebens wieder haben bewußt werden lassen Ein besonderes Dankeschön sprechen wir unserem Ehrenvorsitzenden Johannes Herzog aus, der mit kaum vorstellbarem Einsatz viele Leute zu Beiträgen animiert, ja viele interviewt hat, der über 4 Jahre hinweg in vielen Stunden die Artikel durchgesehen, korrigiert, viele sogar selbst aufgeschrieben hat. Er sieht darin auch eine besondere Verantwortung für die nachfolgenden Generationen.
Hans-Dieter Ott danken wir, der auch diesen zweiten Band mit vielen Ideen gestaltet und mit seinen Kollegen den Druck durchgeführt hat. Wir danken den Lektoren und all denen, die mit Materialien oder Ratschlägen zur Gestaltung des Buches beigetragen haben. Wir danken auch allen, die durch einen finanziellen Beitrag den Druck ermöglicht haben.
Lothar Vreden 1. Vorsitzender Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V. ------------------------------------------------------------------ |
Das ist der Inhalt (mit Seitenzahlen):
Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Königswinter Peter Wirtz 9
Zum Geleit Lothar Vreden 11
1. Kapitel Verführer und Verführte Ernst Erich Zimmermann 15 Es sind nicht viele übriggeblieben Änni Zimmermann 31 Alles begann so Wolfgang Mayrhofer † 36 Ohrfeige als Strafe für Schießerei Klaus Elsen 39 „Liebling, mein Herz läßt dich grüßen“ Maria Weber 41 18. Oktober 1944 – Bomben auf Bonn Karola Maiwald 43 Ein Mann im Schrank, Kampfer im Reis, Salzheringe zum Tauschen Gertrud Müllenholz 47 „Diese Aufregung kann ich nicht noch einmal ertragen!“ Hilde Limbach 55 Uniformträger leben in Kriegszeiten gefährlich Heinrich Schmitz 57 Außergewöhnliche Umstände, außergewöhnliche Maßnahmen Maria Schmitz 59 Mein Jugendfreund Hermann Grün und das Schicksal der Familie Grün Helmut Steinwarz † 63 Mit den Augen eines Kindes Diethelm Bonn 67 Ist ein Schwarzer ein schlechterer Mensch? Änni Maiwald 72 Das „braune“ Haus Maria Rieggert 73 Nothelfer Maria Rieggert 75 Anekdotisches und Merkwürdiges Wilfried Lachart 78 Kälte, die Alliierten und Schulspeisung Wolfgang Mayrhofer † 83 Kriegsende am Sumpfweg in Niederdollendorf Bernhard Gelderblom 87 Aus meinen Kindheitserinnerungen: Der Zweite Weltkrieg Helmut Vreden 109 Volkssturmmann und Totengräber Hans Ulrich Prange 121 Über I-Dötzchen, Führengelchen und Kommunionkinder Ilka Jähnke-Mella 125
2. Kapitel Als Gefangener in Texas Peter Landsberg 133 Mein Onkel Nikolaus, ein Schicksal von vielen Erika Schumacher 137 Rückblick auf 183 Millionen Sekunden Kriegsdienst und Gefangenschaft Wilhelm Becker 139 Bomberverband im Planquadrat X Elisabeth Sauder 149 Von Bad Lippspringe über „Spich, Much, New York“ an den Rhein Anneliese Herzog 153 Plenny auf „ Schacht 17“ Rudolf Beitzel 160 Grüss Gott! – Ihr lieben da draussen! Pfarrer Lersch 153 Einmal Krim und zurück Josef Binot 172 „Im Felde …“ Johannes Herzog 185 Kriegsgefangener in Niederdollendorf Albert St. Pol 201
3. Kapitel Aus dem Sudetenland an den Rhein Anneliese Pütz 207 Wer das Weinen verlernt hat … Ursel Krupp 213 Ein Umzug von Berlin nach Enkirch 1948 Walter Bernhard 219
4. Kapitel Böse Erinnerungen an eine schwere Zeit Hans Becker 227 Ein Schicksal aus der Nazizeit Änni Maiwald 230 Der Dank des Vaterlandes Else Herhold 233 |