Die Petersbergbahn in Königswinter - die Sonderbriefmarke von Tanzania zur Petersbergbahn vom 10.1.1991

Die Petersbergbahn auf einer Sondermarke des afrikanischen Staates Tanzania.

Lesen Sie dazu hier den Artikel von Rowitha Oschmann, den sie dem Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven für die Sonderausstellung "Eisenbahnen im Siebengebirge" im Brückenhofmuseum zur Verfügung gestellt hatte. Er war einmal im General-Anzeiger Bonn erschienen.

Durch Tansania „dampft“ die Petersbergbahn. Jedenfalls auf einer Briefmarke. Da hüpfte das Sammlerherz von Altbürgermeister Günter Hank: In sein Album konnte er nun als Mitbringsel seines Schwagers Gernold Behr ein Postwertzeichen einfügen, das dieser in Daressalam entdeckte. „Königswinter ist selbst in Afrika so bekannt, dass dort eine Briefmarke mit einem Motiv unserer Stadt herausgegeben wurde“, freut sich Hank. „Damit haben wir drei Marken mit Bezug auf das Siebengebirge.“ Die Winterhilfswerk-Marke aus dem Jahre 1938 sowie die Europamarke von 1977 mit jeweils dem Drachenfels. Und die Marke mit der Petersbergbahn, die vor 15 Jahren in Tansania erschien.
Als Schriftzug steht über dem unteren Zackenrand: „Petersberg Railway (COG), West Germany“. Abgebildet sind Dampflok und Fahrgastwaggon, neben dem sich ein Mann auf einem Hochrad abstrampelt. Ganz im Stil der Zeit, in der sich die erste Bahn auf den Petersberg quälte.

Bereits 1883 war die Drachenfelsbahn eröffnet worden. Ab 1889 ging es ebenfalls mit einer Zahnradbahn des Systems Riggenbach auf den Petersberg: Am 31. März rollten die ersten Güterzüge nach oben, die Materialien für das Hotelprojekt der Witwe Nelles transportierten; am Sonntag, dem 20. April 1889, wurde die Bahnlinie dann eröffnet.
Die Festgesellschaft gelangte mit zwei Sonderzügen auf den Berg. Die Ehrengäste dinierten in einer neuen Glashalle am Westhang. In jener Zeit hatte sich auf dem Petersberg einiges verändert. Um den Rand der Bergkuppe waren Promenadenwege angelegt und an den Aussichtspunkten geräumige Estraden aufgemauert worden. Ein neuer Park diente als Raststätte. Häufig lockten Freikonzerte Besucher an. Bis Ende Dezember 1889 beförderte die Petersbergbahn 52 488 Personen.

Schon während ihres Baues 1888 hatte der Königswinterer Abgeordnete Otto Rings in einer inbrünstigen Rede vor dem Provinziallandtag mit der Bahn als einem Grund geworben, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Petersberg zu errichten. Dazu kam es nicht. Aber auch ohne dieses Monument war der Berg ein Magnet, zumal nach Fertigstellung des Hotels. Dieses Ereignis schlug sich selbst im Geschäftsbericht der Petersberger Zahnradbahn-Gesellschaft vom April 1891 nieder, in dem den Aktionären die Vorzüge des imposanten Objekts gepriesen wurden: „ein Hotel mit allem Komfort, mit entzückenden Aussichten aus den Logierzimmern und massenhaften Anfragen behufs längeren Aufenthalts während der Sommermonate“.

Wer mit dem Dampfross anreiste, begab sich zum Talbahnhof oberhalb der Gaststätte „Zum kühlen Grund“. Hier begann die 1 350 Meter lange Trasse mit einer maximalen Steigung von 26 Prozent und einer Spurweite von einem Meter. Zehn Minuten dauerten Auf- wie Abfahrt. Auf der Höhe des „Dömchens“ lagen Werkstätte sowie Lokomotiv- und Wagenschuppen.

Sehr geschäftstüchtig erwies sich die Stadt. Sie bestand darauf, dass die Betreibergesellschaft das Fahrkarten-Ausgabe-Gebäude auf dem Plateau innerhalb des Königswinterer Flurgebietes einrichtet und nicht etwa auf Niederdollendorfer Terrain, auf dem sich das Gleisende befand. So sicherte sie sich die Steuereinnahmen aus dem Billetverkauf. Außerdem hatte das Unternehmer für das Benutzen, Kreuzen und Überbrücken der Gemeindewege ein Prozent der Bruttoeinnahmen an die Kommune zu entrichten.

Witwe Nelles und ihr Sohn hatten sich wohl finanziell verhoben. 1906 erfolgte die Zwangsversteigerung ihrer Herberge; die Betriebs- und Verwertungsgesellschaft Petersberg bekam den Zuschlag. Doch auf Dauer blieb auch ihr der erhoffte Erfolg versagt. 1912 erwarb 4711-Chef Ferdinand Mülhens das Hotel. Er erweiterte das Haus zum Kurhotel Petersberg. Dies war eine neue Attraktion ab Mai 1914, die die Fahrgastzahl der Bahn in die Höhe schnellen ließ. Mülhens verlängerte die Gleisanlage nach dem Ersten Weltkrieg, um die Talstation praktischerweise an den Staatsbahnhof zu verlagern.

Mittlerweile waren Drachenfels- und Petersbergbahn im Besitz des Duftwasser-Herstellers, und er fusionierte 1924 beide Einrichtungen zur Bergbahnen im Siebengebirge AG.
Nach dem Unglück am Drachenfels im September 1958 wurden die Dampfloks sofort aus dem Verkehr gezogen. Dies beschleunigte das ohnehin geplante Aus der Petersbergbahn um einige Wochen. 1974 wurde die Gleisanlage abmontiert. Der Lokschuppen existiert noch heute. Ein Denkmal auf dem Plateau erinnert an dieses Kapitel Königswinterer Geschichte.

Wie mag es die steilste Zahnradbahn Deutschlands auf eine Marke von Tansania geschafft haben? Der Vorsitzende des Briefmarkenvereins Siebengebirge, Bruno Straßer, fand es heraus: Die 8-Schilling-Marke gehört zu einer achtteiligen Serie mit Zahnradbahnen aus aller Welt und hat einen Tauschwert von 10 Cent. Sie ist also keine Seltenheit. Dafür wurde sie vermutlich oft geklebt – und machte die Petersberg Railway umso bekannter.

HINWEIS: Bei LINK 1 unten funktionieren die weiterführenden Links auf den alten Webseiten teilweise nicht mehr, weil die Grundseiten neu gestaltet wurden.

HIER kommen Sie direkt zu unserer speziellen und umfangreichen Dokumentation "Petersbergbahn":
http://virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/abfrage_sql.php?rolle=ja&schublade=Petersbergbahn

Bild von 1991
Text: Roswitha Oschmann
Zur Verfügung gestellt von Andreas und Günter Hank
Marker Einzelheiten zur Petersbergbahn - Marker Die SONDERAUSSTELLUNG 2008/2009: Eisenbahnen im Siebengebirge - Marker Die Bergbahnen im Siebengebirge heute

vorheriges Bild der Auswahl    nächstes Bild der Auswahl

Raum: Eisenbahnen Vitrine: Petersbergbahn
Raum: Dokumente Vitrine: Briefmarken/Postwertzeichen
Raum: Siebengebirge und der Rhein Vitrine: Petersberg
Galerie: Petersbergbahn 1889 - 1958
Dieses Bild wurde 3795 Mal angesehen
Datensatz 1096 wurde zuletzt bearbeitet von lv/dm/lv am 20.05.2018 um 18:14 Uhr
Nachricht E-Mail mit Information / Anmerkung zum Bild verschicken
Museum Zur Startseite Virtuelles Brückenhofmuseum