Es ist kaum zu glauben: Auf der Insel Grafenwerth wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Spargel angebaut, und den Gästen servierte man "den frischsten Spargel Deutschlands". Das wunderschöne Restaurant mit dem Blick auf den Rhein und Nonnenwerth lud anschließend zum Verweilen ein. Viele Speisen und Getränke wurden angeboten - zeitweise konnte man sogar eine Milchkur machen.
Die Besucher kamen bis 1912 mit der Fähre, dann über die Brücke auf die Insel. Die Bonner fuhren wohl zuerst mit der Straßenbahn über die (alte) Bonner Brücke zum Bahnhof der Staatsbahn in Beuel und von dort nach Bad Honnef. Vom Bad Honnefer Bahnhof warenes nur wenige Schritte bis zur Fähre bzw. bis zur Brücke nach Grafenwerth.
Überigens: Der Spargel wurde ab 1907 später auch in der Stadt verkauft. Die hier unten aufgeführten Azeigen stammen (v.u.n.o. von 1905 und von 1907) aus der Honnefer Volkszeitung (HVZ).
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Dazu schreibt Martin Maus, Bad Honnef: Unter den Pächtern Otto Schnurbusch und Martin Luer auf Honnefs Insel Grafenwerth wurde die Königliche Domäne der Insel neben dem Spargelanbau von diesen in eine große Blumenanlage verwandelt, wo bis zu 200.000 verschiedene Sorten wie Schwertlilien, Edelwicken, Dahlien, Herbstastern und Rosen erblühten. Quelle: HVZ 1911
Übrigens: Otto Schnurbusch machte sich deutschlandweit einen Namen in der Fachwelt. Als Autor verfasste er die Bücher 1. "Der praktische Schnittblumenzüchter der Neuzeit", das erstmals 1898 erschienen, dann mehrere Neuauflagen hatte und 2013 ein Reprint erlebte; 2. "Allgemeines Gartenbuch" 3. "Die praktischen Kultureinrichtungen der Neuzeit"
Siehe dazu LINK 1.
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GRAFENWERT- Daten (nach WIKIPEDIA):
1831 - 1875 Pächter Famlie Rechmann. Dazu schreibt eine Nachfahrin: Rechmanns wurde die Insel zum Kauf angeboten. Sie lehnten den Kauf jedoch ab, weil sie feststellten, dass immer nach einem Hochwasser sehr teure Renovierungen nötig waren.
1875/1876 Bau einer Kaffeewirtschaft
1885 als Wohnplatz von Honnef - 1 Gebäude, 7 Einwohner Verbindung wohl nur mit Nachen Bei Niedrigwasser wurde aber auch der Damm zur Insel genutzt. Im Winter war der Tote Arm oft zugefroren, so dass sich der Zugang zur Insel sehr einfach gestaltete. 1900 Fährverbindung 1902 Besuch der Königin von Schweden (bei einem ihrer Aufenthalte in Honnef oder Rhöndorf - siehe Besondere Besuche in der Kaiserzeit) 1906 Saalanbau mit 200 Plätzen 1908 Anlegestelle Köln-Düsseldorfer 1911 Freilichtbühne eingeweiht 1912 Festlandverbindung durch eine Brücke 1921 Übernahme der Insel vom Preußischen Staat für 300.000 Mark 1938 Mineral-Schwimmbad 1977 südliches Brückenbauwerk (Berck-sur-Mer-Brücke) 2020/2021 Neugestaltung der Insel in einigen Bereichen
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Die allgemeine Begeisterung für Grafenwerth mündete vielleicht deshalb in die "Grafenwerth-Hymne" - LINK 2.
VIDEO: Am 4. Juni 2022 sang übrigens der Tenor Martin Koch das Lied "Mein Grafenwerth": https://virtuellesbrueckenhofmuseum.de/vmuseum/historie/zeige_objekt.php?auswahl=16524&suche=&reihe=-16277-165
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