2021 ---- 60 Jahre "Ritter vom Siebengebirge" Königswinter --- PRESSEBERICHT

Dazu schreibt Roswitha Oschmann am 3.10.2021 im GA-Bonn/Siebengebirge:
Winzerfest-Brauchtum   -   In Königswinter zum Ritter geschlagen
Königswinter. Vor 60 Jahren wurde in Königswinter erstmals der „Orden wider den quälenden Durst“ vergeben. Der Name des erlauchten Kreises wurde 2011 geändert, das Anliegen ist geblieben: Bis heute werden verdiente Mitmenschen immer beim Winzerfest zu Rittern oder Ritterinnen geschlagen.

DEN ARTIKEL mit vielen LINKs finden Sie im GA-Bonn über LINK 1,
die reine Textausgabe hier bei uns ganz unten.

 

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Szenen wie diese beim Festumzug in Königswinter fehlen auch 2021.
2022 soll das Winzerfest wieder stattfinden. Foto: Frank Homann
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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HINWEIS: Um alle Bilder zum Ordenskapitel aufzurufen, auf "Galerie: Ritter vom Siebengebirge" klicken.

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Hier nun die reine Textausgabe des Artikels, die uns Roswitha Oschmann freundlicherweise für unser Virtuelles Brückenhofmuseum zur Verfügung gestellt hat.

KÖNIGSWINTER. Es war wohl einer der größten Momente seiner Bürgermeister-Laufbahn. Beim Staatsbesuch von Queen Elizabeth im Mai 1965 bat Richard Faßbender die Monarchin, sich ins Goldene Buch von Königswinter einzutragen. Dem Wunsch kam sie beim Empfang der Stadtspitze im berühmten Hotel Petersberg nach. Einen Ritterschlag erhielt das junge Stadtoberhaupt freilich nicht. Aber den hatte er ja schon – Richard Faßbender war 1961 zum ersten Ritter Königswinters geschlagen worden.

Der damals 30-Jährige wurde beim Winzerfest 1961 als Nummer eins in den neu gegründeten „Orden wider den quälenden Durst“ aufgenommen und begründete damit einen nunmehr seit 60 Jahren währenden Brauch. Bedauerlicherweise wird es auch im Jubiläumsjahr wie schon 2020 keinen Ordens-Neuzugang geben, denn das weinselige Fest, das stets am ersten Oktober-Wochenende Tausende in die Drachenfelsstadt lockt, fällt erneut corona-bedingt aus.       
 
1961 hatten Richard Faßbender und der gleichaltrige Königswinterer „Kulturpapst“ Peter-Josef Kneiseler die Idee ausgeheckt, künftig herausragende Persönlichkeiten, die sich um Königswinter verdient gemacht haben, auf besondere Weise zu ehren – sie nämlich in einen Orden zu berufen und vom Bacchus zum Ritter schlagen zu lassen. Durch dieses Spektakel gewann das Winzerfest mit dem Festumzug und dem bunten Treiben im Weindorf auf dem Markt eine weitere Attraktion. Der herrlich herausgeputzte Weingott erhob mit – sanften – Schwerthieben auf die Schultern den auserkorenen Mann zum Angehörigen des Ordens.

Im ersten Jahr setzten die Initiatoren ihre Idee in Personalunion um: Faßbender wurde der erste Ritter und Kneiseler legte das Gewand des Bacchus an – mit einem prächtigen Weinblätterkranz auf dem Haupt. Viele Jahre schlüpfte Kneiseler in diese Rolle. 1970 wurde er selbst zum Ritter geschlagen und war bis zum Jahr 2007 Sprecher des Kapitels; ihm folgten als Gott Harald Kaetz, Guido Hoffmann und Peter Giesen.     

Nun hätten die Initiatoren den erlauchten Kreis durchaus als Orden der Ritter vom Drachenfels benennen können. Nein, sie gründeten den „Orden wider den quälenden Durst“. Als äußeres Zeichen überreichte Bacchus dem so Geadelten einen Orden aus der Keramikwerkstatt Dietz mit dem Drachen als Wahrzeichen drauf, der aus einem Weinpokal den goldenen Rebensaft vom Drachenfels schlürft. Das Spektakel auf der Bühne – das war ein Zuschauermagnet. Und zum Ritter geschlagen zu werden - eine Ehre.

Die Ordensliste ist ein Who`s who der Prominenz aus Königswinter „und drumherum“. So wurde 1980 auch Landrat Franz Möller zum Ordensmann oder 1977 der Stadtdirektor der Nachbarstadt Bad Honnef, Johannes Wahl. Auch die Stadtdirektoren Königswinters, Peter Breuer 1962, direkt nach der Premiere, und 1995 Franz Josef Schmitz, erhob der Bacchus zu Rittern. Aus der englischen Partnerstadt Cleethorpes wurde 1984 die Ehre Bill Whitby zuteil. Und viele Bürger aus Königswinter, nach der kommunalen Neuordnung 1969 selbstverständlich auch die von Ober- und Niederdollendorf und vom Berg, gerieten ins Visier der Ordensmacher. Ob sie nun in der Politik aktiv waren oder vielfältiges ehrenamtliches Engagement an den Tag legten - bisher 58 Ritter wurden in den erlauchten Kreis aufgenommen.

NRW-Landwirtschaftsminister Diether Deneke hatte die Weinbergsflurbereinigung im Siebengebirge angestoßen. Wahrhaft ritterlich! Und so betonte der Bacchus beim Winzerfest 1978, dass es dem neuen Ordensmitglied zu verdanken sei, wenn es bald wieder mehr von diesem herrlichen Rebensaft von hiesigen Hängen gebe. Neu-Ritter Deneke ulkte: „Dieser Orden ist kein Orden der Trinker, sondern einer der Dürstenden.“ Da er es aber nie so weit kommen lasse, dass er sich vor Durst quälen müsste, „muss entweder der Orden umbenannt werden oder ich bin nicht der richtige Träger“. Trotzdem sei er stolz auf diese Ehre.

Eine Umbenennung erfolgte tatsächlich. Wurde der „quälende Durst“ einst mit Humor betrachtet, fürchteten Mitglieder später um den Ruf ihres Ordens, vor allem bei Unkenntnis über den Brauch. So entschlossen sich die Ritter anlässlich des 50-jährigen Jubiläums, den für manchen missverständlichen Namen abzulegen. Die Idee hatte Lothar Vreden, der aktuell mit Wilbert Fuhr als Sprecher agiert und darüber hinaus als Leiter des Virtuellen Brückenmuseums eine ansehnliche Sammlung zum Thema angelegt hat.

Nein, „die beurkundete Verdienstkeramik für eine stadt- und weinverbundene Volkstümlichkeit" wollten die Rittersleut‘ nicht mehr am Halse haben. So wird seit 2011 alljährlich der „Ritter vom Siebengebirge“ gekürt, eine Bezeichnung, die von Ordensbruder Jürgen Limper kreiert wurde. Aber: Es gibt weiterhin einen Orden in Bocksbeutelform zur Initiation und eine Ordensmedaille für die „Ausgehuniform“ - Unikate aus der Töpferei Dietz. Und: Nach wie vor steht jeder Ritter für viele, die es verdient hätten, in den illustren Kreis aufgenommen zu werden. Hätte doch nur Richard Faßbender 1965 mit ritterlichem Mut der Queen die Aufnahme in den Orden angetragen.

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Vom Winzer bis zum Bürgermeister
Einige der Rittersleut aus der Ordensliste stellvertretend für alle: Oberdollendorfs Bürgermeister Pantaleon Tendler, die Ratsherren Hans Remig, Ordens-Sprecher von 2007 bis 2017, Willi Hack oder Karl-Heinz Görres, MdL Franz Riscop, Günter Hank, der so viele Jahre das Ritual zur Winzerfesteröffnung als Bürgermeister begleitete, Drachenfels-Fotograf Richard Kern, die Gastronomen Manfred Maderer und Hans Prinz, Bütten-Ass Willi Armbröster und Heimatdichter Jean Assenmacher, Winzer Josef Blöser, Josef Vollmer, der Vater des Weinblütenfestes Oberdollendorf. Die erste Frau war 1975 Sophia Hintzen - die Sonnige Rheinländerin. Auch Reporterlegende Günther Steeg, der über so viele Winzerfeste berichtet hatte, durfte sich Ritter nennen.

Bild von 2021
Zur Verfügung gestellt von Lothar Vreden
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Raum: Vereine A-R Vitrine: Ritter vom Siebengebirge
Galerie: Ritter vom Siebengebirge
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