Willi Armbröster: Und das nicht nur im Karneval

Und das nicht nur im Karneval
Gereimtes und Ungereimtes
von Willi Armbröster
Vorwort: Lothar Vreden
Gedruckt mit freundlicher Genehmigung der Volksbank Siebengebirge e.G.
Herausgegeben von Heimatfreunde Niederdollendorf e.V.
103 Seiten.
1990

Erhältlich im Museumsshop des Brückenhofmuseums Königswinter-Oberdollendorf, in der Heimatstube Niederdollendorf, im Buchhandel und bei Willi Armbröster, Königswinter-Niederdollendorf

VORWORT

Willi Armbröster ist ein Begriff im rheinischen Karneval. Jahr für Jahr sorgt er mit seinen wohldurchdachten und originellen Büttenreden für Stimmung. Seine Vorträge sind nie eine Abfolge von aneinander gereihten Witzen. Vielmehr sind sie gekennzeichnet von der Treue zu einem Thema und zum Reim, mit kleinen Requisiten und schwungvollen Gesten szenisch aufbereitet.

Obwohl Willi Armbröster alles in freier Rede vorträgt, läßt er sich nicht selten auf Zwischenrufe ein und findet dann doch wieder gekonnt zum richtigen Reim, zur richtigen Zeile zurück.

Es gibt immer wieder kritische Zuhörer, die meinen, so einem Vortragskünstler seien die bewunderten Fähigkeiten "angeboren", ja, er würde die Ideen und die entstandenen Reime "aus dem Ärmel schütteln". Sicher waren die Talente auch bei Willi Armbröster vorhanden; doch sie mußten zuerst entdeckt, untermauert und ausgebaut werden.

"Ich glaube", so erzählte er mir, "Schwester Martha, meine Lehrerin in der evangelischen Volksschule des Kinderheims Probsthof Niederdollendorf, war der Ausgangspunkt. Bei der haben wir viele Gedichte gelernt und auswendig vorgetragen. Sie ermunterte mich auch immer wieder, bei kleinen Rollenspielen mitzumachen."

Als junger Mann begann Willi Armbröster alsbald mit humoristischen Darbietungen auf Familienfeiern. Es folgten Bierzeitungen, Auftritte und Inszenierungen kleinerer Theaterstücke bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Maach doch ens de Protokollarius!" hieß es 1959 bei der Karnevalsgesellschaft "Me brängen et fädig" Niederdollendorf "Woröm net", meinte Willi Armbröster und ging mutig an die Sache heran. Seine Kappenbrüder hatten ihn bald überzeugt, daß er "für de Bütt de richtije Mann" war. Damit war für den rheinischen Karneval ein echtes Nachwuchstalent gewonnen.

Anläßlich der 1000 Jahr Feier der Weinorte Ober und Niederdollendorf begann 1966 mit dem Zwiegespräch "Wat wor et doch fröher am Rhing esu schön" ein neuer Abschnitt: Mit seinem Partner Ernst Müsgen betrat er auf einer Sitzung der "Küzengarde Oberdollendorf' erstmals "ausländisches Terrain".

Willi Staffel, sein Chef in einem Königswinterer Forschungslaboratorium für Elektronik und damals Präsident des Festausschusses Siebengebirge, empfahl ihn danach in die Karnevalsmetropole Köln.

Auf einer Veranstaltung der KG "Blaue Funken" wurden 1967 die Weichen für den Willi Armbröster von heute gestellt. Sein Vortrag "Ne Fahrschüler" brachte ihm so viel Applaus ein, daß er ein paar Tage später eine Einladung zum ersten Vorstellabend in Köln erhielt. Dort wurde er als "Nichtkölner" zum Star des Abends. Bei über 40 Veranstaltungen erarbeitete er sich dann in dieser Session schnell einen Bekanntheitsgrad, den niemand erwartet hatte. Willi Armbröster war "durchgestartet".

Inzwischen ist er seit zwanzig Jahren Mitglied im "Klub Kölner Karnevalisten" und zehn Jahre Mitglied im "Verein Bonner Karenvalisten". Wie beliebt er dort ist, zeigt die Tatsache, daß er im Dezember eines jeden Jahres bei beiden Klubs als "Hellije Mann" erscheint.

Die Ausstrahlung seiner Vorträge in Rundfunk und Fernsehen machte "uns Willi' über das Rheinland hinaus populär. Eine Auszeichnung besonderer Art ist die Übernahme seiner Reden ins Theater "Kölsch Hännesje". Dort gibt es seit fünf Jahren die Puppe "Armbrösters Will', die in der beliebten und stets ausverkauften Puppensitzung eine seiner Originalreden vorträgt. Da ist unser Autor als "Imi " also Nicht-Kölner besonders stolz drauf. Stolz sein kann er auch auf den "Rheinlandorden" - "Das goldene Herz" - für "Ne Gastarbeiter" und auf den "Goldenen Oskar", gleich viermal als Leservotum für "Der Cityring", "Ne Nassauer", "Ne Märchentante" und "Reklame Wllli".

Seine Büttensprache hat sich im Laufe der Zeit dem weiten Verbreitungsgebiet angepaßt. Dadurch wird er auch von vielen Zuhörern verstanden und so akzeptiert. Man findet bei ihm mal Hochdeutsch, dann "Hochdeutsch met Knubbele", Umgangssprache und Platt. Nein, direkt ortsgebunden ist sein Platt nicht, vielmehr fühlt er sich in verschiedenen Gegenden wohl. Und er macht keinen Hehl daraus, daß er sich besonders gern in Köln aufhält.

Seine Ideen holt Willi Armbröster bei aktuellen Anlässen wie Bundesgartenschau und Fußballweltmeisterschaft oder bei den Schwierigkeiten des Alltags wie als "Tapezierer", "Partylöwe" oder "Computerdompteur", um dann die kleinen menschlichen Schwächen zu persiflieren. Sogar die Erfahrungen mit seinem Entspannungsrezept, dem Waldlauf, mündeten 1977 in dem Vortrag "Ne Trimmtrainer".

Mal entsteht das Gerüst einer Büttenrede auf einer Fahrt mit der Bundesbahn von Münster nach Köln, mal wird monatelang daran gebastelt. Oft holt er sich bei seiner Familie die notwendige Motivation. Denn Frau und Kinder sind offen für sein Hobby; sie sind kritische Zuhörer und stehen ihm gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Willi Armbröster wird manchmal schon von den Karnevalsgesellschaften bis zu zwei Jahre im voraus "blind" verpflichtet. Nicht selten tritt er bei "Ringveranstaltungen" auf. An solchen Vortragsabenden ist er viele Kilometer unterwegs. Oft wird er von seiner Frau Inge begleitet. Sie teilt mit ihm die Sorgen eines Karnevalisten, pünktlich auf den Veranstaltungen zu erscheinen.

Wenn mal die Straßen verschneit sind, dichter Nebel die Fahrzeit von Köln nach Bonn verfünffacht oder ne Bürjemeeste mein Schwaade net ophüre kann, dann heißt es: Nur nicht nervös werden! Oder: Vielleicht umdisponieren?

Sie wissen, liebe Leser, was dann in den Sälen los ist. De Lök werden unjedoldich, op de Bühn lööf me hin und her, de Präsident fängk aan ze fladdere. Es ist "e Loch" entstanden. In der Hektik fragt man sich: "So' me jät schunkele ode so'me noch jät waade?" Vortrefflich hat Willi Armbröster den Vorgang aus seiner Sicht in den Reden "Einmal am Rhein" und "Ne Büttredner" beschrieben. Haben Sie aber schon mal erlebt, daß ein Büttredner "ein Loch gestopft" hat? Mit Geplänkel, mit ein paar Witzen oder gar mit einem vollständigen Vortrag? Noch heute wird Willi Armbröster in Horrem mit: "Weßt Ihr noch, wie der uns doomols die Sitzung jerett' hätt?", empfangen und der ganze Saal liegt ihm zu Füßen.

Ich selbst habe ihn einmal in Oberdollendorf erlebt. Dort brachte er zusätzlich eine perfekte zweite Büttenrede in Reimform und hatte mit diesem "Nuutstoppe" fast genau so viel Erfolg wie mit dem Originalvortrag.

Das zeigt: Willi Armbröster lebt in seinen Vorträgen und durchlebt sie jedesmal. Er identifiziert sich mit ihnen. Er freut sich, wenn das Publikum auch die Feinheiten mithört und darauf reagiert.

Und er würde sich freuen, wenn Sie, liebe Leser, den einen und anderen der Vorträge, die er hier aus seiner "Frühzeit" bis heute zusammengestellt hat, einmal ausprobierten: bei verschiedenen geselligen Anlässen, im kleinen Kreis, bei Familien oder auch bei Vereinsveranstaltungen "und das nicht nur im Karneval'.

Je größer der Kreis, um so erwähnenswerter ist es auch, auf den Autor hinzuweisen:
auf Willi Armbröster.

Lothar Vreden
im September 1990

 

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Bild von 1990
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