Oberdollendorf feiert 1921 das erste Winzerfest nach dem Ersten Weltkrieg -- Tausende Besucher aus der ganzen Region - Unsere GALERIE mit weit über 40 Bildern --- PRESSEBERICHTFahren Sie mit der Maus über das Bild. Info = Mauspfeil wird zur HandDas Bild hat beschriftete Bereiche.
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Dazu schreibt Roswitha Oschmann am 18.9.2021 im GA-Bonn/Siebengebirge:
Vor 100 Jahren  -  Oberdollendorf feiert erstes Winzerfest nach dem Krieg
Oberdollendorf. Vor exakt 100 Jahren, am 18. September 1921, feierten die Oberdollendorfer das erste Winzerfest nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Blick in die Historie.

Trotz schwerer Zeiten: Vor 100 Jahren hatten die Oberdollendorfer ihr erstes Winzerfest nach dem Ersten Weltkrieg. Am 18. September 1921 fand ein phantastischer historischer Umzug statt und danach wurde in allen Wirtshäusern kräftig gefeiert
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Foto aus dem Nachlass von Maria Kallenberg: Vor 100 Jahren formierten sich die Oberdollendorfer zum Winzerfestumzug durch die Weinberge

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HIER können Sie den kompletten Artikel sofort lesen; Roswitha Oschmann hat ihn uns dankenswerterweise für unser Virtuelles Brückenhofmuseum zur Verfügung gestellt:

Vor 100 Jahren
Oberdollendorf feiert erstes Winzerfest nach dem Krieg

OBERDOLLENDORF. Trotz schwerer Zeiten: Vor 100 Jahren hatten die Oberdollendorfer ihr erstes Winzerfest nach dem Ersten Weltkrieg. Am 18. September 1921 fand ein phantastischer historischer Umzug statt und danach wurde in allen Wirtshäusern kräftig gefeiert.

Sicherlich wollten die Oberdollendorfer damit dem Weinbau huldigen, vermutlich auch den Fremdenverkehr ankurbeln und endlich wieder einmal fröhlich sein nach den entbehrungsreichen Jahren. Aber mit dieser Aktion verband die Bevölkerung noch ein weiteres Ziel: Der Reinerlös war für die Anschaffung neuer Glocken für die Pfarrkirche Sankt Laurentius bestimmt, die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden waren. Das Motto lautete denn auch: „Und ob so drückend auch die Zeit auf unsern Schultern liegt, der Frohsinn, die Gemütlichkeit am Rheine nie versiegt!“ 

Sogar eine Festschrift hatten die Organisatoren angefertigt, ein Heftchen, das in jede Tasche passte. Auf dem Deckblatt fand sich eine hübsche Federzeichnung von der Heisterbacher Straße. In der Broschüre war nicht nur der Ablauf der Veranstaltung erläutert, sondern der Oberdollendorfer Hauptlehrer Roth stellte den Ort auf mehreren Seiten in den schillerndsten Farben dar und die Geschäftsleute vom Uhrmachermeister bis zur Rheinischen Tabakmanufaktur präsentierten sich darin mit Anzeigen. Allein 14 Wirtshäuser, Hotels und Pensionen aus Oberdollendorf und dem Luftkurort Römlinghoven hatten in der einfachen Broschüre inseriert, boten herzhafte Speisen, gelegentlich auch Rebensaft vom eigenen Wingert an, warben mit schattigen Gärten oder luftigen Logierzimmern und Veranstaltungen am Winzerfestabend. Auch Liedertexte waren abgedruckt. 

Aber bevor getanzt und gesungen wurde, rollte der Umzug. Die Teilnahme war praktisch Ehrensache für alle Winzerfamilien. Lehrer Roth schrieb: „Oberdollendorf  ist Weinort, Winzerdorf und will es auch bleiben trotz aller Schwierigkeiten beim Weinbau. Der Winzerfestzug bezeugt die Liebe zum althergebrachten Stand.“ Zwar wären die Anbauflächen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, aber das Schwinden der Weinstöcke habe von Beuel kommend in Oberdollendorf haltgemacht. Der Weinbau prägte damals das Ortsgeschehen und zur Lese riefen die Kirchenglocken.   

Die Aufstellung zum Umzug erfolgte „An der Luhs“ und zog sich bis zur Einmündung in die Heisterbacher Straße hin. Tausende Besucher strömten damals nach Oberdollendorf, manche reisten schon am Abend zuvor an und fieberten dem Start des Zuges entgegen, der nicht zuletzt auch das Leben und Wirken der Winzer übers Jahr darstellte. 

Dicht gedrängt stand das schick gekleidete Publikum an den Straßenrändern, andere schauten aus Fenstern, hatten sich sogar auf Vordächern platziert, während die verschiedenen Gruppen und Musikkorps durch die Gassen zogen. Mittelalterliche Ritter mit Knappen bildeten die Spitze bei prächtigem Frühherbstwetter – weil es trocken war in jenem Jahr, hatte die Ernte früh eingesetzt und war quantitativ gering, aber in hoher Güte. Am Festtag konnte der süße Most bereits gekostet werden. 

Ehrengäste wie Landrat, Bürgermeister, Pfarrer, Schulrat ließen sich die Teilnahme nicht nehmen. Auch die Mitglieder der Sebastianus-Männer-Bruderschaft hatten sich in historischen Kostümen in den Zug eingegliedert, die Feuerwerker und Chargierten und das Schützenkönigspaar waren dabei. Zwei starke Züge der Sebastianer-Junggesellen gaben unter Gewehr in strammer Haltung ihr Ehrengeleit.

Begeistert wurden die Festwagen betrachtet. Großen Beifall erhielt der Triumphwagen  von „Vater Rhein“, der von temperamentvollen Pferden gezogen wurde. Natürlich fehlte der herrlich geschmückte Wagen mit Bacchus und Bacchantinnen nicht – der Drachenfels diente als Attrappe. Mit einem „Rheinischen Winzerhäuschen“ auf ihrem Festwagen waren auch Studenten vertreten, die sicherlich gerne einen Schoppen in den urigen Wirtschaften tranken. Die Küfer hatten ein Riesenfass auf ihrem Gefährt.

Viele hübsche Winzermädchen in weißen Kleidern und mit Weinranken in den Händen oder in Kleidern mit dunklen Miedern und Schürzen zogen durch die Straßen. Die älteren Winzerinnen kamen ebenso wie die Männer in rheinischer Tracht. Mit dem Schürreskarren und der Kiepe auf dem Rücken zogen Winzer mit, kleinere Kinder hatten es sich im Fass und auf dem Wagen bequem gemacht. Alle Arbeiten wurden dargestellt – bis hin zum Traubenhüten.

So präsentierte etwa eine Gruppe die Sticker mit geschulterten Weinbergpfählen. Der Hintergrund: Die Sticker zogen in jedem Frühjahr die Pfähle heraus und mit dem anderen Ende wieder hinein. Dazu kamen Stickeisen zum Einsatz. Die Pfähle stammten von der gemeinen Robinie – ein Stamm von 20 Zentimetern Durchmesser ließ sich in acht Weinbergpfähle spalten, die an beiden Enden angespitzt wurden, um den Stickern die Arbeit im Wingert zu erleichtern. Die Pfähle waren nicht imprägniert und hielten etwa 15 Jahre.  

War das Lappen, Sticken und Schneiden im Frühjahr - meist durch Männer - abgeschlossen, kamen die Frauen als Binderinnen zum Einsatz. Mit schlanken Weidenruten befestigten sie die Reben an den Weinbergpfählen. Jeder Winzer hatte einige Kopfweiden auf seinen Äckern, die Jahr für Jahr Büschel von biegsamen Binderuten hervorbrachten. Natürlich fehlte auch diese Frauengruppe nicht im Umzug – in den praktischen Kittelschürzen. Eine weitere Gruppe waren die Schneidefrauen, erfahrene Arbeiterinnen in den Weinbergen. Aber auch Humor kam nicht zu kurz: Weinpanscher wurden durch die Straßen geführt, über die dann auch in Szenen Gericht gehalten wurde.

Am Schluss: Parade, Fehndelschwenken, Gesang durch den Männerchor und alle Besucher. Pfarrer Herkenrath hielt eine mitreißende Rede zu Rhein, Wein und Heim, ehe sich die Teilnehmer und Zuschauer der Volksbelustigung hingaben. Vor manchen Häusern, wie etwa bei Hausarzt Euteneuer, der über 30 Jahre in Oberdollendorf an der Rennenbergstraße praktizierte, standen Tische und Stühle, hier wurden nach dem Zug die Leute bewirtet. In den Lokalen setzte sich das fröhliche Fest fort. Nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren machte jedoch schon bald nach dem unbeschwerten Winzerfest die Inflation den Menschen erneut das Leben schwer. So konnten die Kirchenglocken auch erst 1924 angeschafft werden.

 

Winzerfeste

Auch 1931 gab es ein Winzerfest in schweren Zeiten, das vom Virtuellen Brückenhofmuseum Oberdollendorf ebenfalls intensiv beleuchtet wird. Wieder hatte Lehrer Roth eine Abhandlung über den Weinbau in Oberdollendorf für die Festschrift verfasst und die Bedeutung des Festes auch für die Wirtschaft eindringlich dargelegt. Der Erlös war für Linderung der Not im Ort gedacht. 1951 feierten Ober- und Niederdollendorf sogar gemeinsam. 1954 stand das Fest mit Tausenden Besuchern unter dem Motto „1000 Jahre Weinbau“. 1979 begann dann die Ära der Weinblütenfeste im Juni bis 1997. Illustre Gäste kamen auch dann. 1981 eröffnete sogar Ministerpräsident Johannes Rau das Fest und küsste die Oberdollendorfer Weinkönigin Ute Wiedall. 

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Bild von 1921
Quelle: Archiv Heimatverein Odd / Brückenhofmuseum
Zur Verfügung gestellt von Maria Kallenberg
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Raum: Gruppenbilder
Raum: Winzerfeste - Weinblütenfeste Vitrine: Winzerfeste
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Raum: Siebengebirge und der Rhein
Galerie: Winzerfest 1921 in Oberdollendorf
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Datensatz 445 wurde zuletzt bearbeitet von lv/mg/lv am 27.10.2021 um 15:24 Uhr
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