Schon bald werden wir in unserer Gegend das Schlagen („Beiern“) der Glocken unserer Kirchen St. Laurentius in Oberdollendorf und St. Michael in Niederdollendorf wieder hören. Traditionsgemäß wird zumeist in der Zeit von Ostersonntag bis Pfingsten, an hohen kirchlichen Festtagen, zu den Patronatsfesten (Kirmes) und bei Prozessionen gespielt.
Mit Herrn Prof. Kurt Roessler (oberes Bild) konnte der Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven einen exzellenten Kenner des alten Brauchtums gewinnen, der die Geschichte, die Technik und den lyrischen Gehalt des „Beierns“ in einem exzellenten Vortrag erklärte. Der Referent wurde 1939 in Köln geboren und hat auf dem Gebiet der Kometenforschung gearbeitet. Seit November 1993 ist er Honorarprofessor für Kosmochemie an der Universität Münster.
Seit Mitte der 1980er arbeitet er auf dem Gebiet der rheinischen Literaturforschung über die Dichter Ferdinand Freiligrath und Guillaume Apollinaire. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeiten ist der Rolandsbogen, an dem er seit 1990 den Literarischen Weinberg als Winzer betreibt. Herr Prof. Roessler wohnt in Bornheim-Hemmerich und hat in den umliegenden Gemeinden die Merksprüche gesammelt, die die Rhythmen des Glockenbeierns wiedergeben. Dieser noch im ganzen Rheinland lebendige Brauch wird vor allem in den Ortsteilen der Stadt Bornheim gepflegt.
Die Kurzgedichte sind in farbenfrohe Bilder vom Vorgebirge gezeichnet, die eine einzigartige Anschauung der Landschaft, den Orten und dem besonderen Brauch des Beierns geben. Die Beiersprüche des Rheinlands sind ein amüsanter Teil der rheinischen Literatur, die ja nicht nur aus Hochprosa und klassischen Gedichten besteht, sondern auch aus Kirchen-, Karnevals- und Volksliedern und der frohen Bauerlyrik.
Einige der Ober- und Niederdollendorfer Beier- und Böllermänner folgten mit großem Interesse den Ausführungen von Professor Roessler. Zur Freude der Anwesenden ließ Dr. Manfred Flerus einige Beispiele des Beierns erklingen.
Unteres Bild (v.l.): Martin Leischner, Dr. Manfred Flerus, Martin Thiebes, Markus Kolf, Willi Nolden, Markus Pieger.
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