"Am Stenzelberg" - Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken von Wolfgang Hunecke - eine Sonderausstellung September/Oktober 2015 in Bonn

Die Ausstellung fand statt im Haus der evangelischen Kirche, Adenauerallee 37, Bonn,
vom 4. September bis 30. Oktober 2015. Die Eröffnungsrede von Heidrun Wirth  - siehe unten - durften wir hier bei uns übernehmen.
HIER kommen Sie zu unserer Galerie: Wolfgang Hunecke: Stenzelberg
Weitere Bilder aus der Ausstellung und Aktuelles finden Sie über LINK 1.

Übrigens: Wolfgang Hunecke stammt aus Niederdollendorf.

Hier nun die Einführung von Heidrun Wirth am 3. September 2015 

 Am Stenzelberg
Bilder von Wolfgang Hunecke
im Haus der evangelischen Kirche 

Wolfgang Hunecke ist in Bonn seit vielen Jahren bekannt, allein schon durch sein   markantes „Baumhaus“ in Beuel (Kreuzstraße 47), wo er seit 1989 kontinuierlich eine Kunstschule aufgebaut hat und in Malkursen unterrichtet. Von 1990 - 1995 war Wolfgang Hunecke Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler in unserer Region und 1991 steigerte sich seine Bekanntheit in Bonn noch einmal, als  eine große Außenskulptur  vor dem Jugendgästehaus auf dem Venusberg ihren Platz fand. In dieser  fünfteiligen Arbeit wurden silhouettierte Figuren  aus allen seiten eines eisernen Würfels ausgesägt, „mit flottem Schmiss und jugendlicher Frische und Dynamik“ ,  wie ich damals schrieb.  Die ausgeschnittenen Formen selbst dienten im Inneren der Jugendherberge als Leitsystem.  

Solche Begegnungen, wie sie sich auf dem Venusberg ergeben, sind dem Künstler wichtig.  Ab 1989 förderte er eine Druckwerkstatt in Granada (Casa de los tres mundos) in NIcaragua und gab dort an Ort und Stelle sein Wissen weiter. 1995 stellte er die Ergebnisse  in Form von über 30 Grafiken von 15 Künstlern und Künstlerinnen aus Nicaragua in Bonn  im Haus an der Redoute aus. Redner war unter anderem der Initiator des Projektes, Dietmar Schönherr.

Wolfgang Hunecke entdeckte in Nicaragua aber auch präkolumbianische  Fels- Ritzzeichnungen, nahm Frottagen ab von den archaischen Bildern und Zeichen und  ließ sich in der Folge davon zu eigenen Nachschöpfungen inspirieren. „Es gelang ihm“, so fand ich im Dezember 1993, „in solchen sensibel tastenden Arbeiten das Ambiente des Geheimnisvollen einer versunkenen Welt zu vermitteln.“

Und das ist nun heute in dieser Ausstellung hier mit den Bildern vom Stenzelberg gar nicht einmal so viel anders. Hier rätseln wir, was unter der weißen Schneedecke verborgen ist, welche  geheimnisvolle Ausstrahlung von diesen menhireähnlichen Steinen ausgeht. Werden die Steine nicht manchmal zu anthropomorphen Gestalten, wenn sie so wuchtig vor uns stehen?

Das Sujet zieht sich durch die verschiedensten Techniken, ob in den großen Formaten in Öl  oder in leichten Aquarellen und Zeichnungen, ob in den düsteren Ätzungen von Radierungen (einem Tiefdruckverfahren auf der Zinkplatte) oder in jenen diffizilen Holzschnitten (Hochdruckverfahren), die im Mehrfachdruck von einer Platte gedruckt wurden und die der Künstler für weitere Druckverfahren immer weiter zerlegt, so dass man vom „verlorenen Druckstock“ spricht. In einer Kombination aus Positiv und Negativ entstehen, wie Sie unschwer vergleichend feststellen können, stets Unikate in  verschiedenen Zustandsdrucken.   

Überall aber sind solche geheimnisvollen Züge auszumachen und so erinnern mich diese Walddarstellungen auch ein bisschen an den großen Bilderzähler des Nordens Edvard Munch mit seinen unheimlichen Märchenwäldern, in denen man eher Unheimlichkeiten als    Romantik findet. Auch die  Schneeverhüllungen sind bei ihm ähnlich.  Munch hat seine Landschaftsbilder als „seine Kinder mit der Natur“ bezeichnet. Und dabei  ist keines frei von   Melancholie.   

Interessanterweise hat auch Wolfgang Hunecke ein Bild geschaffen, das er „melencolia“ nennt, hier allerdings nach einem Kupferstich von Dürer. In dem Dürerschen  Meisterwerk interessierte ihn der rätselhafte glatte Stein mit seinen geometrischen Flächen. Auch der bleibt so geheimnisvoll  wie die Steine am Stenzelberg.

Wolfgang Hunecke sieht diese vulkanische Landschaft  jedes Mal anders, wie die 43 Werke zeigen.

Wie diese steinerne Welt aber entstanden ist, war auch in der Forschung lange umstritten. Die neueste Version stammt von dem Vulkanforscher Sven von Loga. Ausgangspunkt ist  die Vulkantätigkeit im Siebengebirge vor 25 Millionen Jahren. Es bildeten sich meterhohe Tuffablagerungen. Etwa eine Million Jahre später, brachen erneut Vulkane aus und drückten Magma in Schloten nach oben. Doch dieses Magma konnte die alte Tuffschicht nicht durchbrechen und so sind die sogenannten Quellkuppen aus Latit entstanden. Während in den nächsten Millionen Jahren der Tuff von Wind und Wetter abgetragen wurde, blieben die viel härteren Quellkuppen stehen und auch die sogenannten Umläufer mit den Hohlräumen der alten Magmakammern. Die  Latitvorkommen sind übrigens die einzigen in Deutschland.

Seit dem 12. Jahrhundert wurde der Latit dann als begehrtes Baumaterial abgebaut in reger Steinbrucharbeit, die sich bis ins 19. Jahrhundert erstreckte. Kloster Heisterbach und die Probsteikirche der Benediktiner in Oberpleis wurden mit diesem Stein gebaut.

Wolfgang Hunecke, der selbst 1950 in Bonn geboren ist, und die Gegend von Kindheit an kennt, zieht es immer wieder in diese  zyklopische  Landschaft, in der er  sich als Maler abarbeitet wie seinerzeit Cézanne am Mont Saint Victoire Provence.

Und so verfolgt er sie durch die Jahreszeiten, durch Tag und Nacht. Das Licht, die Konturen und die Farben seien jedes Mal anders, genauso wie die Monumentalität der Steine.   (Schön passt übrigens der neu heraus gegebene Kalender für 2016). Dem Künstler geht es nicht um harmonische oder romantische Darstellungen, sondern gerade um diese Mischung aus Natur- und Kulturlandschaft ist, die ihn fasziniert, wie er sagt.

Im Winter betont der Schnee das Unveränderliche, das vegetative Grün steht für die vitale Lebendigkeit. Es verdeckt zugleich die schroffen Konturen des Gesteins. Kühn trotzt ein Baum am felsigen Abhang und manchmal geht das Geäst über in die Sprünge und Risse im Gestein. Auch der Himmel kann ganz unterschiedlich sein, klar und tieffarbig oder fleckig aufschimmernd oder matt sich mit der Erdoberfläche verbindend. Unterschiedlich ist der Duktus, ob mit Pinsel oder Stift. Sichtbare Pinselstriche führen zu flimmernd belebtem Ambiente, zurückgenommene zu entrückter Ruhe. Klar konturierte Formen wechseln mit feinst  nuancierten Farbübergängen. 

Wir nehmen wahr, dass das Spiel von trotzigem Lebenswillen und morbidem verdeckten Zerfall sich als zu Grunde liegendes Thema durch das gesamte Werk zieht.

Langsam entstehen die  Ölbilder, wobei eine Lasur über die andere gelegt wird. Und wie   Cézanne am Mont Saint  Victoire geht es auch ihm um eine Art Kampf mit der Natur, die immer wieder anders ist und eigentlich unfassbar bleibt.

 Solch eine Umsetzung der angeschauten Wirklichkeit in die Logik eines Bildes nannte Cézanne „Realisation“, in der es „kein Loch mehr geben darf, durch das die Wahrheit entschlüpfen  kann.“

FOTO hier unten: Der Künstler Wolfgang Hunecke bei der Ausstellungseröffnung. 

Bild von 2015
Text: Heidrun Wirth
Zur Verfügung gestellt von Wolfgang Hunecke (1) - Heidrun Wirth (2)
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Vitrine:
Raum: Portraits Vitrine: Wolfgang Hunecke 1950 -
Raum: Zeichnungen, Radierungen etc. Vitrine: Wolfgang Hunecke 1950 -
Raum: Siebengebirge und der Rhein Vitrine: Bonn
Galerie: Wolfgang Hunecke: Stenzelberg
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