Sonderausstellung vom 25. April 2003 bis 13. Juni 2004
Heisterbach Bilder, Scherben, Dokumente
Anlässlich der Aufhebung der Zisterzienserabtei Heisterbach im Jahre 1803 hat das Brückenhofmuseum im Weinort Königswinter-Oberdollendorf, Bachstr. 93, eine außergewöhnlich vielseitige und umfangreiche Sonderausstellung zusammen gestellt, die in einigen Bereichen durchaus an frühere Ausstellungen über Zisterzienser und Heisterbach anknüpfen kann. Das Museum wurde dabei unterstützt durch die Stiftung Abtei Heisterbach, durch mehrere Archive, Sammlungen, Museen, das Rheinische Archiv- und Museumsamt und viele Privatpersonen.
Der Brückenhof zeigt einige Exponate, die noch nie der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, so zum ersten Mal das Bildnis der Heiligen Barbara, das Dr. Ferdinand Schmitz in seiner Abhandlung über die ab 1803 verkauften Gegenstände mit aufzählt. Es wurde dem Brückenhof vertrauensvoll aus Privatbesitz als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Eine Überraschung findet der Besucher außerdem im Dachgeschoss: Dort steht ein Mönch in seiner Ordenstracht an einem großen Schreibpult vor den Texten aus dem „Caesarius dialogus miraculorum“. Das Pult stammt aus Klosterbeständen als Leihgabe aus Privatbesitz, das Habit stellte Abt Dr. Thomas Denter von der Zisterzienserabtei Marienstatt zur Verfügung. Ergänzt wird dieses Ensemble durch das Modell der Bronzeplastik von Ernemann Sander „Cäsarius von Heisterbach“.
Eine Besonderheit ist auch die umfangreiche Sammlung von postalischen Belegen, die der heute 81-jährige Josef Arzdorf zur Verfügung gestellt hat. Auf fast 130 Blättern hat er alle Postwertzeichen, die über die Zisterzienser in ganz Europa herausgebracht wurden, und einige Ansichtskarten zusammen gestellt und in vielen Stunden kunstvoll beschriftet. Arzdorf ist Mitglied der Sammlergilde St. Gabriel e.V, die sich im Sammeln von Briefmarken schwerpunktmäßig auf christliche Motive konzentriert und in fast 20 Ländern verbreitet ist.
Pfarrer Georg Kalckert und die Archäologin Maria Wolters von der Stiftung Abtei Heisterbach wählten speziell für diese Ausstellung eine Reihe von wertvollen Bodenfunden aus, die in den 80er Jahren sicher gestellt wurden, darunter sind Bodenfliesen, Wasserrohre und Gebrauchsgegenstände.
Erstmals gezeigt werden außerdem ein 71 cm hohes barockes Holzkreuz, ein hölzerner Rosenkranz und Zinngeschirr, die aus Privatbesitz stammen und laut mündlicher Überlieferung einmal dem Kloster gehörten.
Auch zum ersten Mal ausgestellt wird eine Karte aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der die Fischteiche Heisterbachs eingetragen sind.
Einige Exponate sind hier wieder zu sehen, die zuletzt 1981 in der großen Zisterzienserausstellung im Siebengebirgsmuseum Königswinter gezeigt wurden: Hostieneisen, ein Kelch des Augsburger Goldschmieds Bauer, und die drei großformatigen Gemälde aus dem Kloster (alle Leihgaben aus Privatbesitz), die von Experten auch als die drei Abtbilder bezeichnet werden: „Abt Johann von Vith“, „Bildnis eines jungen Mannes“ und „Bildnis eines geistlichen Herrn“, ein Reliquienschränkchen (von den Heimatfreunden Niederdollendorf), dazu drei Siegel des Klosters als Wachsnachbildungen und drei Heisterbacher Grenzsteine.
Darüber hinaus sind auf Grund der guten Zusammenarbeit mit den Archiven seltene Reproduktionen zu sehen. So stellte die Universität Düsseldorf zwei Seiten und dazugehörige Vergrößerungen aus dem berühmten „Cäsarius dialogus miraculorum“ – den Wundergeschichten des Cäsarius (14. Jahrhundert) und die Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz – zehn beeindruckende Seiten der „Bibel aus Heisterbach“ (13. Jahrhundert) zur Verfügung. Zusätzlich gibt es Fotos der beiden Bücher in geschlossenen Zustand, wobei der Besucher einmal den alten Ledereinband und die Schließungen sehen kann.
(Foto links: Jede weitere Veröffentlichung ist nur nach Genehmigung der Staatsbibliothek zu Berlin/ Handschriftenabteilung gestattet.)
Eine Vielzahl von Dokumenten aus den Staatsarchiven Düsseldorf und Wiesbaden zur Auflösung und über die Pächter des Klosters, Repros eindrucksvoller Urkunden – so u.a. die Bestätigungsurkunde von Papst Coelestin III. von 1193 (in Originalgröße: 76 cm x 54 cm!), die einer Wallfahrt nach Heisterbach im Jahre 1321 (46 cm x 69 cm), die Gründungsurkunde des (Mutter-)Klosters Himmerod Anno 1138 und die der Abtei Marienstatt von 1215, einer Tochter von Heisterbach. Das Gedicht von Wolfgang Müller „Der Mönch von Heisterbach“ und die englische Version des Amerikaners Longfellow - lassen den interessierten Laien und den Fachmann gleichermaßen verweilen. Vom Heisterbacher Altar, von dem die meisten Tafeln in Bamberg, einige in Köln stehen, sind 20 Bilder im A 4-Format – einige in Color - und zwei Modelle, übersichtlich angeordnet. Die Bilder kamen von der Bayrischen Staatsgemäldesammlung und dem Rheinischen Bildarchiv Köln, die Modelle überließen der Heimatverein Siebengebirge und das Siebengebirgsmuseum dem Brückenhof. Die Kopien der Arbeit von H. Pauen (1913) „Die Grundherrschaft Heisterbach“ und eine graphische Darstellung über die Verbreitung des Zisterzienserordens verlangen etwas mehr Zeit. Von dem Heimatforscher Dr. Ferdinand Schmitz ( 1866 in Oberdollendorf, 1943 in Bergisch-Gladbach) werden u.a. sein „Urkundenbuch der Abtei Heisterbach“ von 1908 und ein Manuskript von 1901 gezeigt.
Mehr als 80 Fotos werden überwiegend in Tischgalerien präsentiert: Ausgrabungen, Miteinander in Heisterbach, die Ruine im Wandel der Jahreszeiten, Gruppenfotos, wunderbare Motive von Profis und Hobbyfotografen, darunter Bilder von Frank Hohmann, Rainer Schmitz, Fotostudio Pilz, Georg Schraml und Rafa Heberling (Köln) . Erstaunlich ist auch die Vielfalt an Gemälden, Radierungen, Aquarellen, Zeichnungen und Stichen. Dass hier die Werke bekannter Künstler neben den von Hobbymalern hängen, ist besonders reizvoll: Wolfgang Hunecke, Hanno Stück (Hannover/Bonn), Helene Ramershoven, Anett Meißner, Luise Stern, Olaf Schumacher, Inge Brand, Isabella Hannig, Hubertus Leischner, Carl Gosling, die Zeichner Jean Assenmacher, Reinhard Nagel, Willi Gassen, Günther Fischbach, aber auch Klaus Meyer-Pauken, Ulrich Prange, Helmut Vogels, Thomas Wagner, Wolfgang Wimmers, Magdalene Wallraf, Iris Bonkowski-Brase, B. Krüger, Anna Strunck, Paul Ludwikowski und Michael Enkel sind dabei, ein Aquarell von Mary Gates, Julius Zielke (1826 – 1907) als Repro (Original im Rheinischen Landesmuseum Bonn), Trevor Wells als Kopie. Von dem Halberstädter Maler Carl Hasenpflug (1802 – 1858) hat uns das Stadtmuseum Siegburg ein Originalgemälde von der Klosterruine Heisterbach (1840) zur Verfügung gestellt. Dank der freundlichen Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum Halberstadt können wir aber auch Repros in Originalgröße fast identischer Gemälde von den Malern Wilhelm Steuerwaldt (1815 – 1871, Schüler, Zeichner und Korrektor bei Hasenpflug) und von Carl Elis zeigen.
Auch die Zeichnungen der Abteikirche von Sulpiz Boiseree fehlen nicht; sie erschienen 1823 bei Cotta und werden als das bedeutendste Dokument aus der Frühzeit der Denkmalinventarisation gewertet. Außerdem ist eine Auswahl von Holz- und Stahlstichen und Lithografien aus dem 19. Jahrhundert zu sehen so von Püttner, Schreyer, Wegelin/ Rudolf, Schlickum/ Jung, Lange/ Kurz, Klimsch, Hundeshagen/ Collard, Hohe, Höfling und Albert.
Einen anderen Schwerpunkt bildet eine Auswahl von Büchern über Heisterbach und Cäsarius u.a., dazu kommen Bücher aus Zisterzienser-Klöstern, die die Stiftung Abtei Heisterbach bereit gestellt hat, darunter das „Brevis Observationes von 1698“, eine Betrachtung von Joannis Barclaius von 1646, ein Messbuch des Zisterzienserordens (Paris 1546) und sogar vier Bücher aus der ehemaligen Klosterbibliothek Heisterbachs. Gezeigt werden auch zwei sehr alte großformatige Liederbücher aus Privatbesitz, um die sich die Mönche zum Chorgesang scharten, und eine Bibel von Dietenberger (1587).
Abgerundet wird die Sonderausstellung durch eine Auswahl von Notgeld, Ansichtskarten und eine beeindruckende Zusammenstellung von Schwarz-Weiß-Bildern als Dokumentation von den Heisterbacher Festspielen, die 1950 – 1952 vor der Klosterruine unter der Leitung von Gerhard Reifferscheid und der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer durchgeführt wurden.
Im Museumsshop gibt es ein umfangreiches Angebot von Stichen, Zeichnungen, Büchern und Schriften über und von Heisterbach, von Himmerod und Marienstatt, aber auch aus Oberdollendorf und dem Siebengebirgsraum von Assenmacher bis Simrock– darunter eine Reihe von Heften der „Stiftung Abtei Heisterbach“ und anlässlich der Sonderausstellung: „Von Geheimnissen und Wundern des Cäsarius von Heisterbach“ von Helmut Herles zum herabgesetzten Super-Sonderpreis von nur 5 €! Sie finden auch viele Postkarten – darunter das Gedicht Der Mönch von Heisterbach von Wolfgang Müller - und für den Feinschmecker sogar feinsten Klosterlikör.
In der Dauerausstellung des historischen Fachwerkhauses erfreuen aber auch immer wieder die alte Küche und die Schusterwerkstatt, das Demonstrationsfachwerk und die Sammlung von über 300 Gruppenbildern.
Weitere Informationen zum Thema: Säkularisation Napoleon
„Romantisches Heisterbach“ heißt eine Abteilung im Siebengebirgsmuseum Königswinter. Dort finden Sie auch ein Gemälde von Wilhelm Steuerwaldt.
2006: Die Schutzmantelmadonna von Ernemann Sander in der Chorruine
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