Die "Roomhääp" - die Stangenhippe - der hiesigen Winzer und Landwirte im Siebengebirge

Die Roomhääp (mundartlich - die beiden oo werden offen ausgesprochen) war ein überaus vielseitig einzusetzendes Hauwerkzeug der hiesigen Winzer und Landwirte. Man kann diese Bezeichnung mit "Stangenhippe" übersetzen. Die im Wald geschlagenen Stangen (mundartlich Room bzw. Rööm - z.B. bei Bonneroom (das vordere o nicht offen sprechen) = Bohnenstange) wurden u.a. als Weinbergpfähle verwendet. Bei geschickter Handhabung konnte das zu schlagende Stangenholz bis zu einem Durchmesser von 5 cm durch Umbiegen auf Vorspannng gebracht und mit einem einzigen Hieb durchschlagen werden.

Eine weitere Anwendung erfolgte bei der Ausästung von gefällten Bäumen. Die dargestellte "Roomhääp" war ein handgeschmiedetes Markenerzeugnis der Oberdollendorfer Schmiede "Schmitz und Söhne" - man könnte sie leicht schmunzelnd auch als "kleine Machete" bezeichnen.

Die alten Dollendorfer Winzer gingen selten in den Wald ohne Roomhääp. Sie wurde gelegentlich in einer Art Futteral "unter" der Jacke getragen. Es war Gepflogenheit, selbst beim sonntäglichen Spaziergang, eine gut gewachsene Forke, einen passenden Hackenstiel oder ein sonstiges brauchbares Roomholz schnell und möglichst geräuscharm zu schlagen und an Ort und Stelle zunächst verdeckt liegen zu lassen. Bei nächster Gelegenheit fand man dann "zufällig" das inzwischen angetrocknete Holz. Die Waldaufseher der Abtei Heisterbach waren angewiesen, rigoros gegen diese Holzdiebstähle in den ausgedehnten klostereigenen Wäldern vorzugehen.

Der Oberdollendorfer Vermessungsingeniur Ernst Thiebes (Vorsitzender des Heimatvereins Oberdollendorf von 1985 bis 1991) verwendete die Roomhääp sogar noch in unserer Zeit, um vor dem Setzen einen Grenzsteines oder Vermessungspunktes Holz an der betreffenden Stelle wegzuschlagen.

Weiteres zur Verwendung der Hippe in ganz Europa (auch Heppe, Häbe, Knipp, Säsle, Rebmesser oder Gertel) finden Sie über den LINK 1.

Die Bezeichnung für ein gleichartiges Werkzeug lautet Billhooks (in Kent/England), Billhook (in Devon/England), Serpette vendange (in Frankreich, Loire), Roncole (in Italien). S.d.

Zum unteren Bild:

Das Bild zeigt die eingeschlagene Herkunftsbezeichung des Oberdollendorfer Schmiedebetriebs "Schmitz Söhne O. Dollendorf" in der Schneidwange einer Roomhääp. Die Oberdollendorfer Schmiedeerzeugnisse wie z.B. Hauwerkzeuge, Hacken, Spaten, Sensen und auch kunstvolle Gitter waren weit über die Ortsgrenzen hinaus geschätzt. Mitunter findet man heute noch in Heimatmuseen des Westerwaldes oder der Eifel handgeschmiedete Dollendorfer Erzeugnisse. 

Die hier dargestellte Herstellermarkierung auf der Schneidwange erfolgte mit einem Schlagstempel, als die gerade fertiggeschmiedete Roomhääp rotglühend aus dem Schmiedefeuer kam.

 

 

Bild von 2008
Text: Karl Schumacher
Quelle: Archiv Heimatverein Odd / Brückenhofmuseum
Zur Verfügung gestellt von Heinrich Gerwing, Bonn
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