Sonderausstellung

 Brückenhofmuseum

Selbst das „Herzhäuschen“ hat seinen Platz
SCHAU
Die Ausstellung „Eisenbahnen im Siebengebirge“ des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven im Brückenhofmuseum begeistert nicht nur Kinder

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Liebe zum Detail: Die Eisenbahn-Ausstellung im Brückenhofmuseum wartet mit vielen verspielten und manchmal auch reichlich pikanten Einzelheiten bei der Gestaltung auf.

Von Roswitha Oschmann (Text)
und Frank Homann (Fotos)

OBERDOLLENDORF. Volle Fahrt voraus. Durch das Brückenhofmuseum dampft die Eisenbahn. „Stationsvorsteher" Lothar Vreden präsentierte sich stilgerecht mit Schaffnermütze und mit Lokomotiven bedrucktem Schlips samt Signallampe in der Hand. Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis hatte die rote Bahnhofsvorstehermütze auf, hob die Kelle, ein durchdringender Pfiff mit der Flöte: Und die Ausstellung „Eisenbahnen im Siebengebirge" des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven war eröffnet. Alles, was im Siebengebirge seit Erfindung der „Töfftöff" die Berge hochgeklettert und runtergerollt ist, wird nun im Museum präsentiert. Im Mittelpunkt steht die Heisterbacher Talbahn mit dem Modell des Steinbruchs Weilberg, wie sie im Jahre 1920 ausgesehen haben dürfte. Aber auch die Kapitel Petersberg- und Drachenfelsbahn sowie die Siebengebirgsbahn werden beleuchtet.

Bis zur letzten Minute hatten die Akteure der Eisenbahn- und Modellbahnfreunde Siebengebirge (EMFS) um Vorsitzenden Wolfgang Schmitz und Projektleiter Joachim Kaiser, die das Modell Weilberg in mühevoller Arbeit und mit Hingabe detailgetreu nachgebaut haben, an der wunderschönen Anlage gebastelt. Weit über 1500 Stunden investierten sie in dieses Projekt. Dafür dankte Heimatvereinsvorsitzender Vreden, der den Anstoß zum Bahnbau gegeben hatte, herzlich, wie er überhaupt allen, die zur Vielfältigkeit der Schau beitrugen, ein großes Dankeschön aussprach. 2,40 mal 1,50 Meter groß ist das maßstabsgerechte Modell aus massenhaft Styropor, Bauschaum, Zeitungspapier und Gipshaut. Schienen wurden gelegt. Die Loks namens Willy, Clara und Marie auf die Schiene
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gesetzt. „Bäume" gepflanzt, ebenso Figürchen aufgestellt. Nichts wurde vergessen. Da sind die Loren, mit denen der Basalt zum Brecher transportiert wird. Da ist der Brecher, dieses hohe, graue Gebäude. Auch eine Frau mit roter Mütze und weißen Punkten ist zu erblicken, einen Block unterm Arm. Die Fachwerkbrücke der 1948 offiziell eingestellten Bahn, deren Fundamente noch in Natura vorzufinden sind, wurde von den Modellbauern errichtet. Da ist der Steinbrucharbeiter, der gerade dem Kumpel anzeigt, dass die Lore fertig beladen ist. Natürlich mit echtem Basalt vom Weilberg, herbeigeschafft von den detailverliebten Modellbahnbauern. Und da fehlt selbst das Herzhäuschen nicht, auf dem gerade ein Nutzer thront und gemütlich Zeitung liest.

Die Besucher der Ausstellungseröffnung hatten ihre Freude an den vielen Kleinigkeiten. Und natürlich immer wieder die Frage: „Wo ist denn das Toilettenhäuschen?" Einen Überblick über die Heisterbacher Talbahn von Niederdollendorf bis Grengelsbitze lieferte außerdem eine Dokumentation in Wort und Bild. Selbst Originalpläne wurden dank Wolfgang Clössner und Carsten Gussmann, den Autoren des Buches zur Heisterbacher Talbahn, gezeigt.

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 Eisenbahner: Klaus Lescrenier(von links) Thomas Nehiba, Jörg Brüssler, Lothar Vreden, Joachim Kaiser.

Von Rainer Schmitz gab es Material zur Luftbahn vom Petersberg. Apropos Petersberg. Auch die Zahnradbahnen zum Petersberg und zum Drachenfels sind natürlich Bestandteil der Ausstellung. Josef Thiebes hat die Geschichte der Petersbergbahn dokumentiert. Ein Modell der Drachenfelsbahn, das fährt, ist ebenso zu sehen wie ein Originalgleismodell der Zahnradbahn von der Drachenfelsbahn nach dem System Riggenbach. Alle Modelle der Siebengebirgsbahn sind zu sehen, dazu Bilder aller Wagentypen und aller Bahnhöfe von Bad Honnef bis Siegburg, die die Stadtwerke Bonn und ihr historischer Verein zur Verfügung stellten. Eine Sammlung von Briefmarken und Postwertzeichen aus aller Welt steuerte Hans-Georg Holzhauer bei. Und Josef und Laurenz Blöser lassen für die Zeit der Ausstellung bis März 2009 ihre Spielzeugeisenbahn aus den 50er Jahren im Heimatmuseum laufen. Insgesamt vier Züge fahren permanent und können von Kindern per Knopfdruck bedient werden. Welch ein Spaß, übrigens auch für Erwachsene. Nur die rote Schaffnermütze, die muss in der Vitrine bleiben.

Quelle: General-Anzeiger vom 04. April 2008

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