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Heisterbacher Talbahn transportierte Basalt
VON CORINNA HAUSEMANN, 04.04.08, 07:18h
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Das historische Modell der Bahn zwischen Bonn und Siegburg (großes Bild) und Ausstellungsstücke der Drachenfelsbahn sind Blickfänge. Während sich die Besucher die Modellanlage Weilberg anschauten (Mitte, r.), freuten sich Claus Lescrinier, Thomas Nehiba und Jörg Brüßler (Historischer Verein der SWB), Lothar Vreden und Modellbauer Joachim Kaiser über die Resonanz (unten r., v.l.). (Fotos Ralf Klodt)
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KÖNIGSWINTER-OBERDOLLENDORF. Ganz stilecht eröffnete Königswinters stellvertretender Bürgermeister Sokrates Theodoridis die Sonderausstellung „Eisenbahnen im Siebengebirge" im Oberdollendorfer Brückenhofmuseum mit einem Pfiff einer Schaffnerpfeife. Hauptattraktion der sehenswerten Ausstellung ist der Nachbau eines Teiles der nicht mehr existenten Heisterbacher Talbahn (HTB) mit der Modellanlage am Weilberg. Aber auch Informationen oder Modelle zur Drachenfelsbahn, der ebenfalls nicht mehr bestehenden Petersbergbahn und der Siebengebirgsbahn, der heutigen Linie 66 von Bad Honnef über Bonn nach Siegburg, lassen Modellbau- und Bahnfanherzen höher schlagen. Und wie viel Arbeit die Aktiven der Eisenbahn- und Modellbaufreunde Siebengebirge in den Nachbau der Heisterbacher Talbahn gesteckt haben, lässt sich anhand des Modells erahnen.
Die Bahn, die von 1889 bis 1950 als Schmalspurbahn von Niederdollendorf das Heisterbacher Tal hochfuhr, war zunächst nur für den Transport der abgebauten Basaltsteine vorgesehen. Kurze Zeit später beförderte sie auch Personen, was jedoch am Gesamtbetrieb nur etwa 20 Prozent ausmachte. Aufgrund der Stilllegung der Steinbrüche verlor die Heisterbacher Talbahn ihre Aufgabe und wurde rückgebaut.
Im Sommer 2005 kam die Anfrage von Lothar Vreden vom Brückenhofmuseum an die Eisenbahn- und Modellbaufreunde Siebengebirge. „Ihm schwebte ein kompletter Nachbau der Bahn auf den den 3,6 Quadratmeter vor", so Projektleiter Joachim Kaiser. Aber das ließ sich beim besten Willen nicht realisieren. Schon bei der Planung des Modells berücksichtigten die Bauer die Enge und die Wendeltreppe des Museums und teilten das Modell der Längsachse nach. Zapfen und Ösen sorgen für Passgenauigkeit der „Gleisanschlüsse".
Um den Besuchern auch die Verarbeitung und Beladung der Steine zeigen zu können, wählten die Eisbahn- und Modellbaufreunde das Teilstück vom Weilberg aus. Und so können die Gäste sehen, wie die Steine, die im Brecher zerkleinert, mittels eines Schrägaufzuges und einer Lorenbahn über eine Brücke zum Brecher transportiert wurden oder wie der Basalt über eine Nebenstrecke zur Heisterbacher Talbahn kam. Dabei dabei legten die Macher großen Wert aufs Detail.
Nicht nur die maßstabsgetreue Wiedergabe der Bahn von 1:87 auf einer Grundfläche von 2,40 mal 1,50 Metern, inklusive der anspruchsvollen Topographie, wurde berücksichtigt. Nein, vielmehr haben sie sogar Tuffsteine vom Weilberg geholt, zerkleinert und auf dem Modell verteilt. „Viele Vereinsmitglieder haben über 1500 Stunden an dem Modell gearbeitet", berichtete Kaiser.
Neben der Heisterbacher Talbahn werden in der Ausstellung auch Modelle und der Honnefer „Bahnhof" der Siebengebirgsbahn (Linie 66), der „Elektrischen" oder „Linie H“, wie sie auch genannt wurde, präsentiert. Nachdem am 6. September 1911 bereits eine elektrische Bahn nach Siegburg zu ihrer Jungfernfahrt gestartet war („Siegburger“), folgte am 18. Oktober 1911 ihre kleine Schwester, die „Siebengebirgsbahn“ nach Königswinter. 1913 fuhr die „Elektrische" dann auch Bad Honnef an.
Die Drachenfelsbahn, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert (wir berichteten), wird mit Plakaten von anno dazumal und verschiedenen Ausstellungsstücken präsentiert. Auch die Petersbergbahn, die ihre Gäste zum neu gebauten Hotel ab 1889 bis 1958 beförderte, wird ansprechend gewürdigt.
Quelle: Kölnische Rundschau online vom 11.04.2008
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