Sonderausstellung

 Brückenhofmuseum

Stolpersteine sollen erinnern
Messingtafeln zum Gedenken an jüdische Mitbürger gestaltet

OBERDOLLENDORF. In der Mühlenstraße betrieben die Eheleute Bernhard und Karoline Levy bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten im Jahre 1934 eine Metzgerei. 1937 starb ihr Ehemann. Am 28. Juli 1942 wurde die damals 78-jährige und schwer Rheumakranke Karoline Levy von dort aus in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und starb in diesem Vernichtungslager am 11. August des selben Jahres. Seit wenigen Tagen erinnert eine Handteller große Messingtafel an das Schicksal dieser jüdischen Mitbürgerin. Das Schild ist in das Pflaster der Toreinfahrt des Fachwerkhauses in der Mühlenstraße 4 eingelassen, durch die die Familie Levy damals ein und ausging und der Metzger sein Vieh hineintrieb.
Unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig die Tafel ein, anschließend auch vor den Häusern Heisterbacher Straße 150 (Frieda Marx) und Friedenstraße 5 (Moritz und Settchen Baehr).

Demnig bezeichnet diese hell leuchtenden Täfelchen als „Stolpersteine" und will damit verhindern, dass die Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit in Vergessenheit gerät Bislang hat der Künstler über 10 000 solcher „Stolpersteine" in über 200 Ortschaften in Deutschland, Österreich und Ungarn verlegt. Im Gebiet der Stadt Königswinter waren es die ersten. Im nächsten Jahr sollen weitere derartige Aktionen, die von den örtlichen katholischen Kirchengemeinden mitgetragen werden, im Berg- und Talbereich der Kommune folgen. Für Günther Steeg (77), dem Enkel von Karoline Levy, war die Installierung des „Stolpersteines" vor der Hofeinfahrt des ehemaligen Wohnhauses seiner Großmutter ein bewegender Augenblick. In einer Ansprache dankte er allen, die sich um das Gedenken der Mitglieder der ehemaligen Synagogengemeinde Oberdollendorf bemühen. Er selbst war mit seiner Mutter Martha Steeg (geborene Levy), die bei ihrer Eheschließung mit Friedrich Steeg im Jahre 1926 zum katholischen Glauben konvertierte, am 11. September 1944 von den Nazis nach Köln- Müngersdorf deportiert worden. Während der 14-Jährige bald frei kam, wurde seine Mutter als Zwangsarbeiterin eingesetzt. Mit Hilfe seines Vaters konnte sie im Januar 1945 fliehen und fand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bei Wilma Groyen in Niederdollendorf Zuflucht Günther Steeg war in seiner Heimatgemeinde St Laurentius zunächst als Messdiener, später als Organist aktiv.

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Schüler betrachten den “Stolperstein” vor dem Haus Mühlenstraße 4 in Oberdollendorf
(Foto: UTO)

Seit 1981 sind in der Stadt Königswinter die Bemühungen im Gange, die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger wach zu halten. Damals startete Pfarrer Georg Kalckert die Initiative zur Aufstellung eines Gedenksteines an der Stelle der ehemaligen Synagoge in Oberdollendorf. 1985 dokumentierte Dr. Manfred van Rey in einem Buch das „Leben und Sterben unserer jüdischen Mitbürger in Königswinter". Seit den 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erinnern zwei Straßenschilder - Süskinds Gäßchen" und „Cahns Berg" - an frühere jüdische Einwohner. Und seit April vergangenen Jahres - bis September2007- ist im Brückenhofmuseum des örtlichen Heimatvereins eine Ausstellung über „Jüdisches Leben in Königswinter“ zu sehen.                    UTO

Bericht der „Kirchenzeitung Köln“ 21/ 07 vom 25. Mai 2007, S. 35