Von Joscha Duhme
OBERDOLLENDORF. Auf eine Zeitreise mit Happy-End entführte Frieder Berres seine Zuhörer im Bungertshof. Das Mitglied des Heimatvereins Siebengebirge referierte über die geologische und verkehrsmäßige Erschließung des Siebengebirges. Großen Anteil an der Erschließung der Region hatten die Geologen Heinrich von Dechen und Hugo Laspeyres, der zudem Mineraloge war.
Während an von Dechen ein Denkmal an der Straße zum Drachenfels erinnert, läuft Laspeyres in Gefahr vergessen zu werden, doch Berres freute sich, dem Publikum mitteilen zu können, dass auch dieser mit einer Gedenkplatte im Siebengebirge gewürdigt werden soll. Ein Reisebericht von 1802, geschrieben von Friedrich Schlegel, war Wegbereiter der Rheinromantik. Damals hätten die Menschen erstmals Interesse entwickelt, die Natur zu erleben. Welch eine schnelle Entwicklung dies nahm, verdeutlichten Zahlen von 1867, nach denen zu Pfingsten über 80 000 Touristen ins Siebengebirge reisten. Wie die Gäste jedoch die Berge des Siebengebirges erklommen, ist weitestgehend unbekannt, denn ein Netz von Wanderwegen in der heutigen Form gab es damals nicht. Laut Berres wurde erst 1851 die erste Straße entlang des Rheines gebaut. 1853 habe man dann begonnen, auch Straßen ins Land hinein zu bauen.
„Dort, wo wir heute sitzen, wurde damals die erste dieser Straßen gebaut", berichtete Berres in der Gaststätte an der Heisterbacher Straße. Von Dechen war es, der sich der genaueren Analyse des Siebengebirges annahm. Zwar gab es seit einiger Zeit bereits Karten der Region, doch waren diese eher skizzenhaft. Der Geologe veröffentlichte 1852 sein größtes Werk, das er 1861 erneut überarbeitete, den „Geognostischen Führer in das Siebengebirge am Rhein", der ausführliche Karten enthielt, die bereits zahlreiche Gesteinsarten aufführten. Auch der Geologe und Mineraloge Laspeyres widmete sich dem Siebengebirge. 40 Jahre lang arbeitete er an seinem Werk mit dem einfachen Titel „Das Siebengebirge am Rhein", das mit 471 Seiten bis heute das umfangreichste Werk über die Mineralogie des Siebengebirges ist und nach wie vor als unverzichtbare Quelle gilt. Dechen war von 1870 bis zu seinem Tode 1889 erster Vorsitzender des 1869 gegründeten Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS). In dieser Funktion verantwortete er den Bau zahlreicher Straßen, die die Grundzüge des heutigen Wegenetzes bilden. Die erste vom Wintermühlenhof auf den Drachenfels, an der das Dechendenkmal aus diesem Grund auch steht, wurde 1872 fertig gestellt. Dieses wurde ihm unter anderem errichtet, da dank seiner Erschließung des Siebengebirges der Verkehr und der Wohlstand in der Region einen großen Aufschwung genommen hatten.
Dass Laspeyres (1836-1913) für seine Analysen bislang ohne Würdigung blieb, veranlasste Berres, diese immer wieder anzumahnen. In seinem 1996 veröffentlichten Buch „Gesteine des Siebengebirges", gibt es sogar ein Kapitel mit dem Titel „Das versäumte Denkmal". Um so zufriedener ist Berres nun, dass der VVS auf dem Weilberg eine Gedenkplatte für den Geologen und Mineralogen errichten möchte. Auch ein Weg auf den Berg soll möglicherweise nach ihm benannt werden. „Es ist schön, dass man ihn endlich gebührend ehrt."
Quelle: General-Anzeiger vom 25./26. September 2004
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