Kriegsende 1945

  Brückenhofmuseum

Heiligabend  und Weihnachten 1945
Berichte von Helmut Vreden, Franz Riscop und Theo Unkelbach

Die Menschen dankten Gott für den Frieden

ERSTELLT 24.12.05, 07:18h

Heiligabend 1945 - die Menschen konnten erstmals wieder im Frieden Weihnachten feiern. Der Niederdollendorfer Helmut Vreden (72) erinnert sich für die Rundschau an seine erste Nachkriegsweihnacht.

KÖNIGSWINTER-NIEDERDOLLENDORF. „Die Kirche war zur Christmette brechend voll“, weiß Helmut Vreden noch. Es herrschte eine besondere Grundstimmung. Die Menschen wollten Gott nun, da endlich Frieden war, für diesen Frieden danken.

Der damals 12-Jährige war mit seinem Vater und dem 17-jährigen Bruder Egon traditionsgemäß am 1. Weihnachtsfeiertag zur Kirche gegangen. „Die Mutter war mit dem fünfjährigen Lothar zu Hause geblieben und bereitete alles vor“, erzählt Vreden. Er erinnert aber auch daran, dass nicht bei allen Familien Festtagsfreude herrschte, da der Ehemann, der Vater oder der Sohn im Krieg gefallen war oder sich noch in Kriegsgefangenschaft befand.

„Zunächst wurde die Christmette unter Mitwirkung des Kirchenchors gefeiert. Anschließend folgten zwei ,stille Messen.“ Während der beiden Messen singt die Gemeinde unentwegt und mit großer Inbrunst die vertrauten Weihnachtslieder, während gleichzeitig die Kommunion ausgeteilt wird. „Und an der Kommunionbank herrschte großes Gedränge“, so Vreden.

Nach dem Gottesdienst ging es schnell nach Hause. „Wir Kinder mussten in der Küche warten, bis das Glöckchen erklang und mein Vater rief, ,das Christkind war da". Schließlich glaubte der fünfjährige Lothar noch fest an das Christkind.

„In der Ecke stand eine große Fichte mit einigen brennenden Kerzen. Wo unsere Eltern die Kerzen her hatten, kann ich nicht sagen“. Auch eine große Krippe hatte Mutter Vreden unter dem Baum aufgestellt, unter dem auch wenige Päckchen lagen, die mit roten Bändern verschnürt und mit Namen versehen waren. Doch vor dem Auspacken mussten die Kinder noch „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen. „Und zwar alle Strophen“, wie sich Vreden heute schmunzelnd erinnert.

Mittags gab es das traditionelle Weihnachtsessen: Sauerbraten mit Klößen und Apfelkompott. „In der Soße schwammen viele Rosinen. Ich weiß nicht, wie meine Eltern diese Kostbarkeiten aufgetrieben haben“, erinnert Vreden an die damalige entbehrungsreiche Zeit.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag fuhren die Kinder alleine mit der Siebengebirgsbahn zur Oma Brüggemann und Tante Agnes nach Oberkassel, um sie zu besuchen und Geschenke auszutauschen. „Der Winter 1945 / 46 war übrigens sehr kalt. Die Kribben im Rhein waren zugefroren und wir sind mit dem Kasterröllchen dort Schlitten gefahren“, erinnert sich Helmut Vreden und erklärt weiter: „Das Kasterröllchen ist ein Schlitten für das Eis".

Schön fand er auch die Backzeit im Advent, bei der die Kinder mithelfen durften. So wurden im Haus Vreden Spritzgebäck mithilfe eines Fleischwolfes und auch Spekulatius in den traditionellen Holzformen in Form gebracht. „Anders als heute war der 24. Dezember ein reiner Vorbereitungstag", sagt Helmut Vreden.
(KR)

Quelle: Kölnische Rundschau (rundschau-online.de) vom 24.12.2005

Auch Franz Riscop und Theo Unkelbach berichten von Weihnachten 1945

Für den Niederdollendorfer Franz Riscop war das Entscheidende an Weihnachten 1945, dass die Bombennächte im Keller der Vergangenheit angehörten und die Familie wieder vereint war. "Mein Vater Willy war einige Monate zuvor aus holländischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Endlich waren wir alle wieder zusammen. Das war eine große Freude", erinnert er sich. Da machte es nichts, wenn die Geschenke für den Zwölfjährigen und seine kleine Schwester Ursula bescheiden blieben. Aber es gab einen Baum und auch zu essen. "Wir hatten Hühner und Kaninchen. Freunde betrieben eine Landwirtschaft und versorgten uns."

Auch bei Familie Unkelbach aus Niederdollendorf mangelte es nicht an Lebensmitteln. "Wir besaßen einen Garten", berichtet Theo Unkelbach. "Und meine Mutter zeigte sich sehr erfinderisch, was das Herstellen von Gebäck anbelangte." Ein Weihnachtsbaum war da, Geschenke gab es nicht. Aber das war weniger bedeutsam. Der Bankkaufmann: "Ich war heilfroh, dass ich den Krieg gesund überstanden hatte.

Mitte November 1945 war ich aus norwegischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden." Als der 23-Jährige zurückkam, fand er das elterliche Haus beschädigt vor. Durch Granateneinschlag. "Trotzdem hatten wir noch eine Tante mit ihrem Kind aus Jülich untergebracht. Dort war ja alles kaputt. Alle zusammen gingen wir am Weihnachtstag morgens um 5 oder 6 Uhr zur Christmette."

(Auszug aus G-A Bonn vom 24.12.05:
„In der Mitte des Tellers lag ein roter Apfel“
Freude und Leid liegen beim ersten Christfest nach dem Krieg bei vielen Familien in Königswinterer dicht beieinander - Die Not und die Knappheit machte die Menschen oft erfinderisch von Roswitha Oschmann)

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