Caspar Joseph Brambach

  Brückenhofmuseum

Chorromantiker aus Oberdollendorf

Wußten Sie, daß einer der bedeutendsten Männerchorkomponisten der Romantik in Oberdollendorf das Licht der Welt erblickt hat? Und war Ihnen schon bekannt, daß der Ratschlag dieses gebürtigen Oberdollendorfers möglicherweise ausschlaggebend für die Berufswahl Friedrich Nietzsches gewesen ist? Nein? Dann also der Reihe nach …

Caspar Joseph Brambach

Die Rede ist von Caspar Joseph Brambach, geboren am 14. Juli 1833 als Sohn des Orgelbauers, Klavierstimmers und Musiklehrers Franz Jacob Brambach und dessen Frau Gertrud. Allerdings sollte der Knabe nur wenige Jahre die Idylle Oberdollendorfs genießen, denn noch vor seiner Einschulung siedelte der Jahrgangsbruder von Johannes Brahms mit seiner Familie nach Bonn über, wo er seine Grundschul- und Gymnasialzeit absolvierte. Der Vater konnte ihm aufgrund seiner eigenen musikalischen Fachkenntnisse eine erste grundlegende Musikausbildung vermitteln und verstand sein Handwerk offenbar so gut, daß Caspar Joseph schon bald in dessen Fußstapfen treten und Musiker werden wollte. Dabei hatte Franz Jacob Brambach für den Sohn eigentlich ein Theologiestudium vorgesehen. Doch schließlich setzte Junior seinen Willen durch und schrieb sich zum Wintersemester 1851/52 für das Musikstudium am Konservatorium zu Köln ein.

Eine rheinische Hochbegabung

Hier wurden Carl Reinecke und Franz Weber im Klavier- bzw. Orgelspiel seine Lehrer. Kompositionsunterricht erhielt er beim damaligen Leiter des Konservatoriums, Ferdinand Hiller. Schon 1854 hatte Brambach sein Abschlusszeugnis in der Tasche und wurde noch im gleichen Jahr Stipendiat der so genannten „Mozartstiftung“, die von einem der ältesten deutschen Männerchöre, dem „Frankfurter Liederkranz“, ins Leben gerufen worden war. Die Bewerber hatten unter Aufsicht eines Komponisten ein Lied und einen Streichquartettsatz auszuarbeiten. Der erwählte Stipendiat wurde dann einem „Meister der Compositionslehre zum Unterricht übergeben“. Das genau 50 Jahre nach Mozarts Tod zum ersten Mal erteilte Stipendium der Mozartstiftung ermöglichte den Begünstigten über einen Zeitraum von vier Jahren, ohne materielle Sorgen ihrer kompositorischen Ausbildung nachzugehen. Für Brambach, der sich mit dieser Auszeichnung in der prominenten Nachfolge Max Bruchs befand, eröffnete sich somit die Möglichkeit der Fortsetzung seiner nun privaten Studien bei Ferdinand Hiller.

Kapazität schon in jungen Jahren

Ab 1858 wirkte der mittlerweile hoch angesehene Pianist und Komponist an seiner einstigen Ausbildungsstätte, dem Kölner Konservatorium, als Klavierlehrer und Dozent für Musiktheorie, wo u. a. der später sehr erfolgreiche Komponist, Dirigent und Theaterintendant Max von Schillings zu seinen Schülern zählte. Diesen Posten legte Brambach zum 1. April 1861 nieder, um unmittelbar im Anschluß daran die Nachfolge des zum Hofkapellmeister nach Oldenburg berufenen Albert Dietrich als Städtischer Musikdirektor der Stadt Bonn anzutreten. Ihm oblag somit nun die Leitung des damaligen Städtischen Gesangsvereins“ (heute „Philharmonischer Chor Bonn“), mit dem er in den folgenden acht Jahren eine Vielzahl populärer Oratorien wie Haydns „Jahreszeiten“ und „Schöpfung“, Mendelssohns „Paulus“, Händels „Judas Maccabaeus“ und „Messias“, aber auch weniger populäre Werke wie Antonio Caldaras „Regina coeli“, Niels Wilhelm Gades „Frühlingsbotschaft“ oder Chorstücke seines Lehrers Ferdinand Hiller aufführte. Brambach nutzte seine prominente Stellung im Bonner Musikleben darüber hinaus auch zur Aufführung eigener Werke.

Nietzsches Ratgeber

Für den heute weltberühmten Philosophen Friedrich Nietzsche, der 1864/1865 während seiner Bonner Studienzeit dem Städtischen Gesangsverein angehörte, wurde der Oberdollendorfer offensichtlich auch zum wichtigen fachlichen Ratgeber in Sachen Berufswahl. Schwankend, ob er nun Musiker oder Philologe werden sollte, soll Nietzsche dem damaligen Bonner Musikdirektor seine Lieder zur Begutachtung vorgelegt haben. Nicht schwer, sich auszumalen, was Brambach ihm wohl angeraten hat … Schon 1869 legte der Mittdreißiger seinen Posten als Städtischer Musikdirektor u. a. in Reaktion auf lokale Anfeindungen nieder und widmete sich fortan hauptberuflich der Komposition. Der Praxis weiterhin verbunden blieb er aber durch die Leitung des Männergesangvereins „Concordia“, die er im Jahre 1862 übernommen und insgesamt 15 Jahre lang innehatte.

Seine letzte Ruhestätte fand der Chorromantiker auf dem Poppelsdorfer Friedhof

Tondenkmäler für seine Heimat

Mit seinen zahlreichen Werken für Männerchor, von denen viele der Rheinregion inhaltlich Tribut zollen, darunter die Dramatische Szene für Mezzosopran, Männerchor und Orchester „Loreley“, das „Lied vom Rhein“ für Männerchor und Blechbläser, die zwei orchesterbegleiteten Männerchöre „Am Rhein“ oder „Das Siebengebirge“ für Solostimmen, Männerchor und Klavier auf ein Gedicht von Fanny Stockhausen, sollte Brambach große Berühmtheit auch weit über die Landesgrenzen hinaus erlangen. Nicht genug, daß sein kompositorisches Oeuvre auf nahezu allen Sängerfesten der damaligen Zeit – so z. B. in München, Leipzig und Wien – zum festen Repertoire gehörte und sein „Prometheus“ op. 47 1880 vom Rheinischen Sängerverein preisgekrönt wurde. Sein Ruhm reichte sogar bis nach Amerika, wo sein Chorwerk „Columbus“ für Soli, Männerchor und Orchester op. 60 ausgezeichnet wurde. Und noch ein Vierteljahrhundert nach Brambachs Tod ehrte ihn eine amerikanische Delegation im Auftrag der „Music Industries Chamber of Commerce“ anlässlich des Beethovenfestes 1927 an seinem monumentalen Ehrengrab in Bonn-Poppelsdorf (Position Nr. 278/279), das gemeinsam von dem Bonner Architekten Karl Senff und dem Bildhauer Karl Menser geschaffen worden war. Neben seinen großen Verdiensten als Komponist sowie um das musikalischeLeben der Stadt Bonn wurde in einem Nachruf die große Herzenswärme des am 20. Juni 1902 verstorbenen Rheinländers herausgestellt, die auch in einer vierzig Jahre währenden glücklichen Ehe mit Magdalena Gohr ihren Ausdruck gefunden hatte: „Persönlich war Brambach einer der liebenswürdigsten und uneigennützigsten Menschen. Obwohl er manche Härte erfahren hatte, blieb sein Urtheil über Andersdenkende stets milde und wohlwollend. Ungerecht oder von niedrigen Beweggründen befangen war er niemals. In seiner Unterhaltung, so spärlich sie auch floß, gewahrte man den fein gebildeten Menschen und erfahrenen Musiker, den niemand vergessen wird, der in künstlerischen oder gesellschaftlichen Verkehr mit ihm zu treten Gelegenheit hatte.“

Annett Reischert-Bruckmann

Quelle: vom April 2007

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