Günther Steeg – der „fliegende Reporter“

 Brückenhofmuseum

Drei Originale: Günther Steeg (Bonner Rundschau, in traditioneller Sommerkleidung) und Jean Assenmacher lauschen Willi Schüller vom General-Anzeiger.

Günther Steeg – das ist ein Begriff nicht nur in Oberdollendorf, nein, sogar in der ganzen Stadt Königswinter und Umgebung. Denn er war einer der Berichterstatter der alten Garde, einer von denen, der die Leute, mit denen er sprach, meistens auch kannte oder von ihnen gehört hatte, einer von denen, die sich noch um das ganz Persönliche bemühte. Und er „hörte überall das Gras wachsen“. Berühmt wurde er aber auch durch seine Art, die Leute bei einem Foto immer so zu stellen, dass sie „stief un staats“ in Reih und Glied standen, wenn möglich – nach seinem Kommando „Nu, überreichen se noch emal die Urkunde!“ - mit einer Urkunde in der Hand. Man hatte sich auch sehr schnell gewöhnt an „seinen Mut zu arabesker Kleidung“ – wie Günter Hank zu sagen pflegte -, denn er erschien stets in Shorts – en lingene Botz -, wenn die Sonne ein wenig die Erde wärmte. Da Steeg so viele Veranstaltungen besuchte, traf er bei den Terminen nicht selten später ein und stellte dann seine stereotype Frage: „Hamse wat schriftlich? Näää??? Wat haben se denn jesacht?“

Günther Steeg wurde am 9.3.1930 geboren. In seiner Schulzeit wurde er wegen der jüdischen Herkunft seiner Mutter – sie war eine Geborene Levy, deren Eltern in der Oberdollendorfer Mühlenstraße eine Metzgerei betrieben – 1941 vom Beethoven-Gymnasium und 1944 von der Mittelschule in Königswinter verwiesen. Am 18. März 1945 befreiten die Amerikaner ihn und seine Mutter aus einem Versteck, das sie nach langen Wirren an der Longenburg in Niederdollendorf gefunden hatten. Als er die Schule nach dem Krieg abgeschlossen hatte, begann er bei den Didier-Werken als Lohnbuchhalter und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 1989. Von 1949 bis 1989 war er nebenher freier Berichterstatter vieler Zeitungen. Ab 1989 dann hauptberuflich.

„Et Düppens-Blättche” war in den ersten Jahren seine Leib- und Magenzeitung.

Günther Steeg begann mit der Berichterstattung 1949
, als ihn Johannes Düppen aus Oberkassel gebeten hatte, mal auszuhelfen. Er verfasste dann seinen ersten Bericht: über das Konzert des Männerchores Cäcilia Oberdollendorf, ein Benefizkonzert für den Umbau der katholischen Pfarrkirche, der dann im „Düppens Blättchen“ - der Oberkasseler Zeitung / Dollendorfer Zeitung - erschien. De Düppens Hans überredete Günther Steeg daraufhin, doch regelmäßig für seine Zeitung zu schreiben. Steeg war dort 20 Jahre, bis zur kommunalen Neuordnung 1969, tätig.

Weitere Stationen: in den 50/60er Jahren berichtete er für die Katholische Kirchenzeitung, aber auch für den Westdeutschen Rundfunk („Zwischen Rhein und Weser“ und „Nachrichten aus NRW“). Ab 1971 war er auch Reporter für die Bonner Rundschau in Beuel und Vororten bis Oberkassel. Auf Empfehlung von Georg Dreher übernahm er 1981 den Bereich Königswinter und teilweise auch Bad Honnef bis Dezember 1997.

Hiermit endete auch Steegs Berichtererstattung.

1964 begann er dann bei der Siebengebirgszeitung (Echo des Siebengebirges) im September mit der ersten Ausgabe. Dort arbeitete mit regelmäßigen Berichten und vielen Fotos über die Ereignisse in der Stadt Königswinter bis zur letzten der Zeitung im Dezember 2004, obwohl

Ein Karnevalsorden war eines seiner Abschlussthemen.

er eigentlich seine Arbeit auch dort schon 1997 hatte beenden wollen.

Günther Steeg hatte ein großen Vorteil gegenüber vieler seiner Kolleginnen und Kollegen: Er kannte das Vereinsleben bis ins Detail durch seine „praktischen Übungen“: 1950 war er Mitgründer der Karnevalsgesellschaft Küzengarde Oberdollendorf, war dort bis 1991 Schriftführer und Mitglied des Elferrates. Seit 1991 ist er Senator. Ende der 70er erhielt er den Dankorden des Festausschusses Siebengebirge. – 1962 war er Mitgründer unseres Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven und bis 1982 hier auch zweiter Schriftführer.

Seinen unermüdlichen Einsatz würdigte die Longenburgschule beim I-Dötzchen-Treffen im September 1997. V.l.n.r.: Thomas Willmeroth (1. Schulpfl. Vors.), Lothar Vreden, Rektor, Günther Steeg, Christiane Wessendorf (1. Vors. Förderverein), Hans Remig (stv. Bürgermeister)

Wegen seiner Verdienste erhielt er folgende Auszeíchnungen: 1979 den Orden”Wider den quälenden Durst”, 1991 das Bundesverdienstkreuz, 1997 den Ehrenring der Stadt Königswinter und, ebenfalls 1997, zum 25jährigen Jubiläum Longenburgschule Niederdollendorf die Urkunde „Eme dobei!“ (Immer dabei!).

Günther Steeg versorgt heute mit viel Freude seinen Garten und steht seiner Frau zur Seite.



Fotos und Text: Lothar Vreden


·Günther Steeg: „Odyssee von Mitteldeutschland zur Longenburg“ – Die Verfolgung in der NS-Zeit und die Rettung durch die US-Amerikaner  
  www.brueckenhofmuseum.de/zeitzeugen.html
 Das Schicksal seiner jüdischen Vorfahren
 www.brueckenhof.de/sonderausst/verschleppung.html

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