Von Roswitha Oschmann
KÖNIGSWINTER. Unumstößlich. Nun haben die beiden Damen und der Hund im Garten des Siebengebirgsmuseums festen Boden unter den Füßen. Aber nicht nur wegen der neuen Sockel sind die drei Plastiken des renommierten Bildhauers Ernemann Sander nun auf immer hier verankert. Vielmehr übergab der Künstler diese Arbeiten als Dauerleihgabe auf Lebenszeit mit Schenkungsoption an die Stadt Königswinter.
„Das ist ein schöner Tag für Königswinter", freute sich Bürgermeister Peter Wirtz, „ich bin sicher, dass sich viele Menschen an diesen Werken erfreuen und wegen ihnen auch hierher ins Museum kommen."
Anlässlich des 80. Geburtstages hatte das Siebengebirgsmuseum 2005 eine umfassende und viel beachtete Retrospektive ausgerichtet. Damals wurden auch diese für das Sandersche Schaffen typischen Plastiken aufgestellt. Seither hegten viele Kunstfreunde den Wunsch, dass das Trio dauerhaft im Museumsgarten seinen Platz findet. Museumsleiter Elmar Scheuren: „Dank des großzügigen Entgegenkommens des Künstlers ist es nunmehr gelungen, eine Vereinbarung zu treffen, die den künftigen Verbleib der Werke im Museumsbestand sichert. Durch Sponsorengelder und zusätzliche Einnahmen von Eintrittsgeldern der Ausstellung »Sehnsucht Rhein« konnte dies vertraglich vereinbart werden."
Peter Wirtz dankte Ernemann Sander herzlich. Der gebürtige Leipziger verbrachte über 40 Jahre seines Lebens in Königswinter und erlangte eine Bekanntheit, die weit über das Rheinland hinaus reicht. Nun hat also die Stadt, die zu seiner zweiten Heimat wurde, weitere Zeugnisse seines reichen Schaffens vorzuweisen. Und so wurde die Idee von Hans-Martin Schmidt, dem ehemaligen Direktor des Landesmuseums Bonn, mit Begeisterung aufgenommen, doch um den Geburtstag Sanders herum im April einen „Sander-Spaziergang" zu all seinen Werken durchzuführen. Dazu gehören beispielsweise die Madonna im Oberdollendorfer - Weinberg, der Heilige Michael in Niederdollendorf, natürlich das Esel-Denkmal am Rheinufer und jetzt auch die drei Figuren im Museumsgarten. Schmidt, der die Werkschau kuratiert hatte, sagte: „Ich bin froh, dass diese Skulpturen hier nun Wurzeln geschlagen haben. Dazu kann ich der Stadt Königswinter nur gratulieren."
Dann gab er einige Erläuterungen zu den beiden Damen und dem Hund. Da ist die Jugend der 1952 entstandenen Frau mit dem Titel „Stehende", und da ist die „Herbst" genannte Bronze-Figur aus dem Jahr 1986 mit ihrer Reife. „Das macht das so spannend", meinte Hans-Martin Schmidt. Die früher geschaffene Frau nannte er die „Heimgekehrte". Denn damit hat es seine besondere Bewandnis. Sie entstand in Jena vor der Flucht Ernemann Sanders 1953 in den Westen. Nach der Wende hatte er den Gips herübergeholt und sie gießen lassen. Das Bemerkenswerte: Die Nachbarn, bei denen er diese Arbeit im Keller einst untergestellt hatte, bewahrten das Kunstwerk beinahe vierzig Jahre für ihn auf, wie er nun im Museum erzählte. Ein schönes Happyend für den Bildhauer und seine Dame aus Bronze. Schmidt: „An dieser Figur ist zu sehen, was ein jugendlicher Künstler vermag."
Interessant auch der Hund, der wie in einer Momentaufnahme genau festgehalten wurde. Elmar Scheuren reichte der Runde, dazu gehörten auch die Tochter Ernemann Sanders, Claudia SanderHürt, und seine Schwester sowie einer der größten Sander-Sammler, Pfarrer Georg Kalckert, und Kulturamtschef Hans-Peter Gießen, Fotos, die einen Hund neben der Figur zeigen. Ein köstlicher Vergleich. Ernemann Sander wird das kulturelle Leben in der Region aber nicht nur mit diesen drei Neulingen im Museumsgarten bereichern: Interessenten haben künftig Gelegenheit, an Ort und Stelle Einblick in seine Arbeiten zu gewinnen.
Für jeden dritten Donnerstag im Monat lädt der Künstler zum Besuch seines Ateliers in Oberdollendorf ein. Wer Ernemann Sander über die Schulter schauen und sich mit dem sympathischen Bildhauer unterhalten möchte, kann sich dazu im Siebengebirgsmuseum unter Telefon 0 22 23/37 73 anmelden. Los geht's am 21. Februar zwischen 17 und 19 Uhr.
Quelle: General-Anzeiger vom 28.01.2008 |