Presseecho

 Brückenhofmuseum

Erinnerungsstücke aus dem jüdischen Leben
Besuch im Brückenhofmuseum

24 sympatische Freunde hoffen, im nächsten Jahr wiederkommen zu können.

(bn) Königswinter.
25 Juden wohnten in den dreißiger Jahren in Dollendorf, heute keiner mehr. Aber die Bücher, Bilder und Gegenstände aus dem jüdischen Alltag und aus der Synagoge bleiben eine wertvolle Erinnerung. Dr. Margaret Traub von der Synagogengemeinde Bonn sowie Gabriele Wasser und Ixah Rauhut-Brungs von der Ge­sellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit in Bonn haben die Ausstellung zusammengestellt, und viele Bürger haben dabei geholfen. Die Ausstellung zeigt jüdischen Leben einst und heute, und wie Juden mit ihrem Glauben umgehen. Das liebevoll restau­rierte alte Fachwerkhaus symbolisiert geradezu die Verwurzelung mit der Heimat.
Wie in jedem Jahr, so hatten sich auch in diesem Jahr wieder die noch lebenden Mitglieder der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Bonn, deren Synagoge einst in der Kristallnacht verwüstet wurde, in Bonn zusammengefunden. Zumindest diejenigen, die noch reisen können, denn heute leben sie in aller Welt verstreut. Sie kamen am 29. August in das Brückenhofmuseum. Die Bilder, Bücher, und die vielen gut erhaltenen Dinge in den Vitrinen weckten Erinne­rungen. Und einige trafen dort frühere Freunde aus der Kindheit wieder. Günther Steeg zum Beispiel, als Zeitzeuge bekannt, war umringt von jüdischen Schulfreunden und anderen, die als Kinder mit ihm in Dollendorf gespielt hatten. Auch eine jüdische Cousine war dabei; G. Steegs Mutter war zwar katholisch, stammte jedoch aus einer jüdischen Familie. Auch für die nicht-jüdischen Besu­cher war der Besuch ein Erlebnis. Wann hat man schon Gelegenheit, sich den richtigen Umgang mit der Thora

Ruth Moses zeigt und erläutert Museumsleiter Vreden ihre Kennkarte von 1939

erklären zu lassen: Das Wort Gottes ist ja unantastbar - was aber nicht nur inhaltlich gemeint ist, sondern zugleich auch wortwörtlich. In der Thora ist das Wort nicht nur aufgezeichnet, sie selbst ist das Wort Gottes, somit also unantastbar, kein Finger darf sie berühren, allenfalls die silberne Nadel mit der winzigen Hand vorne, die bei der Thora liegt.
Eine ehemalige Bonnerin, die heute in den USA lebt, besitzt noch ihre Kennkarte mit dem großen J darauf, die sie seinerzeit als Vierzehnjährige in Bonn bekommen hat, sowie den "Judenstern". Selbstbewußt und freundlich zeigt die alte Dame diese Erinne­rungsstücke jedem, der sie ansehen oder auch deren Geschichte hö­ren möchte. Für alle war die Begegnung miteinander und mit der Vergangenheit ein großes Erlebnis.
Der Besuch der Überlebenden der Bonner Synagogengemeinde unter­streicht, dass die kleine Ausstellung im Brückenhofmuseum weit über Dollendorf hinaus bedeutsam ist.

Quelle: Rundblick Siebengebirge vom 8.9.2006

Foto: Friedhelm Schulz

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