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Die Romantik kommt der Klosterruine zu Hilfe
HEIMATMUSEUM
Eine Sonderausstellung vermittelt viel Interessantes über die Geschichte des Klosters Heisterbach. Die Kirche wird wegen der Armut der Menschen schlicht gehalten

Mitten unter den Museumsbesuchern steht der Mönch Caesarius in der Sonderausstellung im Brückenhof wo auch sein Schreibpult gezeigt wird.
Foto: HOLGER HANDT

Von
Dagny Schwarz

OBERDOLLENDORF. Noch bis Juni ist die Sonderausstellung “Heisterbach - Bilder, Scherben, Dokumente” im Heimatmuseum Brückenhof zu sehen. Das ehrenamtlich vom Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven geführte Museum präsentiert damit zusätzlich zur Dauerausstellung über die Geschichte des Siebengebirges zahlreiche Exponate, die das im Jahr 1803 aufgelöste Kloster Heisterbach für die interessierten Besucher lebendig werden lassen.

Dazu gehören eine Vielzahl von Büchern, Bildern, Karten, Urkunden sowie Ausstellungsstücke wie etwa ein Hostieneisen, Kelche, ein kleiner Altar, das Pult des Caesarius von Heisterbach und zahlreiche Ausgrabungsfunde von Bodenfliesen und Mauerresten bis zu Steinzeug und Kochgeschirr. Damals gab es kaum noch Nachwuchs bei den Zisterziensermönchen. Die Säkularisation und die Napoleonischen Kriege führten dazu, dass die großen Ländereien des Klosters enteignet wurden.

Die Kirche entschied damals, die Abtei aufzulösen, das Gelände zu verkaufen und die Gebäude einschließlich der romanischen Kirche abzureißen. Die Steine sollten beim Bau der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz sowie eines Kanals Verwendung finden. Gestoppt wurden diese Pläne nur durch den Sturz Napoleons. 1820 kaufte dann Graf zur Lippe-Bitterfeld das Areal auf. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch die Zehntscheune, ein neueres Küchengebäude sowie das Brauhaus erhalten. Auch die im Jahr 1237 geweihte Kirche war bereits bis auf den Chorteil zerstört worden.

Dass zumindest die Ruine erhalten blieb, war der Romantik zu verdanken. Nicht nur der Graf fand Gefallen an den alten Gemäuern und der Chorruine. Die Archäologin Maria Wolters, die von 1986 bis 1988 Grabungen auf dem Gelände durchführte und heute in der Altenpflegeeinrichtung und für die Stiftung Heisterbach arbeitet, fand große Mengen von Glas- und Keramikscherben, aber auch Gebäudereste. Die Zisterzienser hätten damals geglaubt, die Kirche nicht in Gold kleiden zu können, solange Kinder Armut leiden. Gebet und Arbeit hätten ihren Alltag erfüllt. So fand Wolters auch keine Bemalung und kaum Dekor auf den Scherben der Bodenfliesen, die Fenster waren aus einfachem Glas. Das Kochgeschirr erkannte sie an Brandspuren auf der Unterseite. Das wichtigste Anliegen ihrer Arbeit war es, die Stelle zu finden, wo sich einst der Eingang des Gotteshauses befunden hatte. Dabei halfen ihr alte Pläne und Zeichnungen. Vieles sei bei der Auflösung des Klosters verschwunden, zerstört oder verkauft worden, berichtet Maria Wolters. Man habe versucht, nach und nach zusammenzutragen, was noch erhalten ist. „Ich habe bei meiner Arbeit hier sehr viel dazugelernt", sagt sie weiter. „Es ist interessant, herauszufinden, wie vielseitig die Mönche waren.“ Die Klosterbewohner betrieben Landwirtschaft und den Steinbruch am Stenzelberg, hatten Fischteiche, Mühlen, Weinberge und eine Brauerei. Mit seinem immer größer werdenden Besitz gewann das Kloster an Einfluss, das Land wurde nicht mehr selbst bewirtschaftet, sondern verpachtet. Wer nach dem Besuch der Ausstellung im Brückenhof auf den Geschmack gekommen ist, der kann das Kloster Heisterbach selbst und das in der Zehntscheune eingerichtete Museum, das die Aktivitäten der Mönche im Heisterbacher Tal und ihrem Einfluss auf die Menschen dokumentiert, besichtigen.

Kurzführungen durch die Sonderausstellung „Heisterbach - Bilder, Scherben Dokumente“ finden noch an folgenden Terminen statt: Sonntag, 4. April, 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr; Mittwoch, 7. April, Museumsabend, 19 bis 22 Uhr; Sonntag, 11. April, Sonntag, 2. Mai, und Sonntag, 9. Mai, jeweils 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr; Sonntag, 16. Mai, Internationaler Museumstag, 14.30 Uhr bis 18 Uhr; Sonntag, 6. Juni, und Sonntag, 13. Juni, jeweils 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Weitere Führungen durch die Sonderausstellung sind bis zum 19. Juni auf Anfrage möglich.

Quelle: General-Anzeiger vom 11. März 2004

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