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Ein Ritt auf dem Esel ist gut fürs Gemüt
BRAUCHTUM
Beim Kölschen Abend des Heimatvereins Oberdollendorf bleibt kaum ein Auge trocken. Dafür sorgt das Duo “SakkoKolonia”

sakkokolonia

Da geht die Post ab: Das Duo “SakkoKolonia” lässt es auf der Bühne des Bungertshofs beim Oberdollendorfer Mundartabend sichtlich krachen.
                      FOTO: FRANK HOMANN

Von
Bernd Humpert

OBERDOLLENDORF.
„Gibt es noch den Esel?" fragte „dat Tini" in die heitere Runde im Bungertshof. Ja, schallte es Bettina Wegner entgegen. Und dann erlebten die Besucher des Kölschen Abends des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven einen herrlichen „Ritt" auf den Königswinterer Hausberg. „Mer rigge met dem Essel op der Drachefels", sang das Duo „SakkoKolonia", zu dem neben „dat Tini" auch noch Theo Krumbach gehört, der mit der Quetsch. Beide stehen für kölschen Krätzchengesang, den sie mit komödiantischen Einlagen paaren und damit die alte Tradition der Divertissementcher weiterführen.

Was das ausgerechnet für die Bezwingung des Drachenfels auf dem Rücken eines Esels bedeutete? Nun, das Duo schob eng hintereinander über die Bühne: das waren schon mal vier Beine. Und „dat Tini" bewegte dabei so urkomisch ihr Hinterteil, dass die Lachtränen beim Publikum wie Eselsköddele perlten. Wie sagte doch die Sängerin zur Einstimmung: „Ein Ritt auf den Drachenfels ist gut fürs Gemüt."

Seit den achtziger Jahren pflegen die beiden Künstler den kölschen Gesang jenseits der gängigen Karnevalsmusik. Weil beide gern Sakko tragen, hatten sie damals auch schnell ihren Namen gefunden: „SakkoKolonia". Unter diesem Titel sind die promovierte Musikwissenschaftlerin und ihr Partner, der sich früher schon einen Namen in der Blues- und Rockszene erworben hatte und als „Onkeltastentheodöres" ein Begriff ist, mit abendfüllenden Programmen Zugnummer der Kölner Kleinkunstbühnen. Sie gruben alte kölsche Leedcher aus, holten Titel wie die vom Altmeister der leisen, tiefsinnigen und humorvollen Poesie, Henner Berzau, von Willi Ostermann, Jakob Dreesen, Heinrich Körschgen oder Karl Berbuer hervor.

Und so erklangen nun Lieder wie „Ich muss et üch sage", „Em Zibbelonische Gade" oder das „Kölsch Fiaker-Leed". Bei dem berühmtesten Stück aus der Revue „Der Feldmarschall vum Kümpchenshoff" aus dem Jahre 1927 stimmten die Gäste lautstark ein: „Kölsche Mädcher, kölsche Junge, sinn dem Herrjott joot jelunge." Die aus dem Siebengebirge aber auch. Das bewies Büttenass Willi Armbröster. Der Niederdollendorfer streute seinen Witz und Humor ebenfalls ein, währenddessen die beiden Krätzchensänger mal gut durchatmen konnten. Er hatte so hübsche Episoden auf Lager wie die vom „feinen Pinkel", der während des Karnevals fährt „nach Reit im Winkel", wo er dann mit anderen Fastelovendsemigranten im Fernsehen den Rosenmontagszug ansieht und grölt: „Ich möch ze Fooß nach Kölle jonn".

Besinnlich wurde es im zweiten Teil des Abends mit Liedern wie „Unser Bäumche" oder „Wann ich meer jet wünsche künnt". Auch Willi Armbröster erzählte humorvoll eine reizende, aber auch tiefgründige Geschichte von einem, der mitten im Sommer auf dem Speicher die alte Krippe von der Oma findet, sie aufbaut, ein Kerzchen anzündet und überlegt, welche Gedanken wohl die Menschen im Stall bewegt haben könnten. Armbröster: „Maria dacht sich voll Vertrauen: Hat dat nich prima hinjehauen? Termingerecht zur heiligen Nacht, hab ich das Kind zur Welt gebracht." Beim Einpacken der Krippe winkte das Jesuskind noch mal: „Denk an mich, lass uns hier oben nicht im Stich." Und tatsächlich, Weihnachten baute Armbrösters Protagonist die Krippe in der guten Stube auf. Da waren auch die Zuhörer zufrieden. Aber denen hatte Heimatvereinsvorsitzender Lothar Vreden ja ohnehin zu Beginn versprochen: „Ich glööv, et wied ene wundeschöne Ovend."

Quelle: General-Anzeiger vom 29.11.2007

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