Presseecho

 Brückenhofmuseum

Scharmützel mit den „Äselsdriewern"
HEIMATVEREIN
Amüsanter Filmabend vereint Ober- und Niederdollendorfer

NIEDERDOLLENDORF. Warum die Oberdollendorfer die „Küze" und die Niederdollendorfer die „Wigge" sind? Der Begriff ,;Küze" steht für die Kiepe, in der die Trauben getragen wurden, hinter dein Wort "Wigge" verbirgt sich die Weide, aus der das Flechtwerk der Kiepe war. Auch das wird in dem Streifen von Georg Divossen erläutert.

Der Beueler Filmemacher hatte sich auf die Spur der Necknamen an Rhein und Sieg und im Siebengebirge begeben. Und da waren ihm natürlich auch die Ober- und Niederdollendorfer aufgefallen und ihre kleinen Scharmützel. Aber: Einträchtig saßen sie im evangelischen Pfarrheim von Niederdollendorf bei der gemeinsamen Veranstaltung beider Heimatvereine zusammen, um sich beim Film „Kappesbuur & Ledderköpp" 56 Minuten lang zu amüsieren. Begrüßt wurden sie von den Vorsitzenden Karl Willi Weck und Lothar Vreden, der eine aus dem Lager der „Wigge", der andere aus der Fraktion der „Küze".

Aber die anderen Ortschaften bekamen ja mit ebensoviel Einfallsreichtum ihre Necknamen weg. Erstaunliche Geschichten zu rund 100 Bezeichnungen trug Divossen zusammen. Er zeigt auf, wie noch heute in den Orten an diese Tradition erinnert wird: im Karneval, bei Festen oder durch Denkmäler. Die humorvollen, zuweilen boshaften Spitznamen beschreiben die Historie der Orte und die Mentalität der Bewohner meist besser als es die offiziellen Namen könnten. So hießen die Bonner früher Pefferlecker, die Beueler Wäscheplagge, die Königswinterer Äselsdriewer. Die Duisdorfer Äsele sind ebenso bekannt wie die Endenicher Kappesbuure. Die Ströpper sind die Schlingenleger aus Römlinghoven, die in der Flur ihrem „Jagdwerk" nachgingen. Aber es gab sie laut Film auch inBuisdorf, wo „Ströpper" die Fische aus der Sieg holten. Sachkundige Originale aus den Dörfern und der Stadt Bonn erteilen im Film Auskunft. So entdeckte das Kino-Publikum auch Elmar Heinen aus Heisterbacherrott auf der Leinwand, der über die Esel sprach, mit denen die Königswinterer früher ihre Abgaben für den Burggrafen auf den Drachenfels transportierten und heute die Touristen.

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Die DVDs präsentieren Karl Willi Weck (von links), Werner GroßHeit feld, Georg Divossen und Lothar Vreden.               FOTO: HANDT

Die Ittenbacher indess mussten den Herren Heu bringen; sie waren die „Heuträger". Und auch dies war aus dem Film zu erfahren: Auf einer Treppe der Mauer am Kellerberger Winzerweg auf Niederdollendorfer Gemarkung steht: „Wer von Unkel köt gezoge, durch Honnef unbeloge, durch Wingte onbedroge, durchDollendorf ongefopp, durch Kaaßel ongeklopp, der dank in Beuel unserem Herrgott." Auch auf diese Weise nahmen sich die Nachbarn auf die Schippe.

Ein zweiter Film wurde präsentiert, der den Rosenmontagszug 2008 in Niederdollendorf zeigte, bei dem das neue Prinzenpaar gekrönt wurde, und das war diesmal aus Oberdollendorf. Filmemacher Georg Divossen erzählte außerdem, dass der Wunsch an ihn herangetragen worden ist, sowohl die Kirmes von Ober- als auch von Niederdollendorf zu filmen. „Aber da stehen Sie in direkter Konkurrenz zu Oberkassel, wo die Junggesellenbruderschaft dieses Fest ebenfalls sehr groß feiert." Wenn es doch klappt, dann steht einem gemeinsamen Filmabend der „Küze" und der „Wigge" ja nichts mehr im Wege.                                        oro

Quelle: General-Anzeiger vom 29.04.2008

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