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Von Gabriela Quarg
KÖNIGSWINTER. Man glaubt fast das Plätschern des Wassers und das Knirschen des Mahlwerks zu hören: Die kleine Mühle aus Holz ist weit mehr als ein einfaches Modell einer historischen Kombinations-Mühle, mit der einst sowohl Mehl gemahlen als auch Holz gesägt werden konnte, sie ist ein richtiges technisches Meisterwerk. Hebt man das Dach des aus zahlreichen Miniaturbrettern und -schindeln gefertigten Gebäudes ab, kommt das bis ins kleinste Detail originalgetreu nachgebildete Mahl- und Sägewerk zum Vorschein.
Selbst an das Sägeblatt und die funktionierenden Schubriegel am Tor hat der Baumeister der Mühle, Helmut Thomas aus Burscheid, gedacht. Wie lange er an dem Modell gearbeitet hat, weiß er selbst nicht genau. Für den Verein Holzlarer Mühle, der die in Holzlar befindliche alte Wassermühle restaurierte, hat der gelernte Schreiner noch weitere Mühlenmodelle angefertigt - und das alles ohne Skizzen oder Vorlagen, sondern „einfach über den Daumen."
Zu bewundern war die Mühle zusammen mit vielen anderen spannenden heimatkundlichen Exponaten bei der großen Gemeinschaftsausstellung der Heimat- und Geschichtsvereine im Siebengebirgsraum am Wochenende im Haus Bachem. 13 Vereine zwischen Unkel und Beuel sind Mitglied im Arbeitskreis der Heimat- und Geschichtsvereine. In ihren Depots schlummern unzählige Schätzchen und Erinnerungsstücke an „Damals" - und viele brachten die Vereinsmitglieder zu der ersten gemeinsamen Ausstellung mit.
„Wir stellen immer wieder fest, dass die Leute gar nicht wissen, was die Heimatvereine eigentlich machen, und das möchten wir ihnen hier und heute zeigen", berichtete Heinrich Blumenthal, Vorsitzender des Arbeitskreises und des Heimatvereins Siebengebirge, der auch als Ausrichter der Veranstaltung fungierte. Man wolle auch die Zusammenarbeit der Vereine im Rechtsrheinischen weiter intensivieren. „Früher wurschtelten die Vereine so vor sich hin, heute kennt man sich und tauscht sich aus."
Diese gute Zusammenarbeit werde durch solche Aktionen wie die gemeinsame Ausstellung sehr gefördert. „Das Kennenlernen untereinander ist uns fast noch wichtiger als die Besucherzahlen", betonte Blumenthal. Bereits am Freitag hatten die Vereine mit dem Aufbau begonnen und sich unendlich viel Mühe gegeben, um den Besuchern eine abwechslungsreiche und interessante Ausstellung präsentieren zu können.
So hatte der Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven eigens eine kleine Lok aus der Baureihe der Heisterbacher Talbahn mitgebracht, die sonst auf der Modellbahnanlage im Brückenhofmuseum dampft. Der Heimatverein Siebengebirge präsentierte unter anderem ein Modell eines historischen Tretradbaukrans, mit dem im Mittelalter Burgen erbaut wurden. Der Heimatverein Bonn-Oberkassel stellte in seinen Vitrinen nicht nur zwei Nachbildungen des Schädels des Oberkasseler Menschen aus, der vor 15 000 Jahren die Gegend bevölkerte, sondern auch viele „Erbstücke" aus dem Nachlass nicht mehr bestehender Oberkasseler Vereine, wie zum Beispiel die Königskette der Hubertusschützen aus den Jahren 1911 bis 1939. Dass Oberkassel „einer der lieblichsten Erdflecke ist, die es gibt", konnten die Besucher auf dem Abdruck eines Original-Schriftstücks von Gottfried Kinkel nachlesen.
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Man glaubt das Mühlrad zu hören, so originalgetreu ist dieser Nachbau der Holzlarer Mühle.
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Beim Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz wurde ein besonders guter Tropfen kredenzt: der Riesling Niederdollendorfer Heisterberg vom Weinberg am Pfaffenröttchen unterhalb des Jugendhofs Rheinland. Auch der Heimat- und Geschichtsverein Bonn rechtsrheinisch /Haus Mehlem, der Bürgerverein VVI Ittenbach, die Heimat- und Geschichtsvereine aus Bruchhausen und Beuel sowie die Heimatvereine Heisterbacherrott und Rheinbreitbach stellten anhand von Fotos, Dokumenten, Karten, Büchern und Schriften unter Beweis, welch spannende Arbeit in den Vereinen geleistet wird: „Wir sammeln, bewahren und forschen", so hatte Blumenthal es auf einem großen Plakat zusammengefasst. Und sicherlich fühlt sich so mancher Besucher nach dem Betrachten der gelungen Ausstellung animiert, einmal mehr in die vielen Museen, Heimatstuben, Bibliotheken und Archive der Vereine hineinzuschnuppern.
Quelle: General-Anzeiger vom 10.06.2008
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