Von Roswitha Oschmann
OBERDOLLENDORF. Carl Joseph Brambach würde gewiss das Herz schwer, müsste er heutzutage die Überlebenskämpfe der Männerchöre aus seiner Heimat beobachten. Vor 175 Jahren, am 14. Juli 1833, wurde der Komponist in Oberdollendorf geboren. Vor allem seine Werke für Männerchöre erlangten Berühmtheit. Auf allen großen Sängerfesten, ob in Wien, Leipzig oder München, wurden sie mit Begeisterung aufgeführt. Und manchmal saß sogar die Kaiserfamilie im Publikum.
Wer hätte das geahnt, als der kleine Carl in Oberdollendorf seine ersten Schritte unternahm. Sein Vater war der Musiklehrer und Klavierstimmer Franz Jacob Brambach. Seine Mutter Gertrud stammte aus dem Hause des Marionettenspielers Lückerath. Die ersten Unterrichtsstunden in Musik erhielt der Steppke praktischerweise vom Vater. Nach Grundschule und Gymnasium in Bonn besuchte Brambach das Konservatorium für Musik der Stadt Köln.
Für ein Streichquartett und verschiedene Lieder bekam er vom Frankfurter Liederkranz das Mozart-Stipendium und trat damit immerhin die Nachfolge von Max Bruch an. Danach wurde er dort Lehrer, wo er selbst seine Ausbildung erhalten hatte: am Kölner Konservatorium. Einer seiner Schüler war Max von Schillings. Welche Ehre, Brambach war erst 28 Jahre alt, als die Stadt Bonn ihn zum Musikdirektor berief.
Er führte klassische Oratorien auf von berühmten Komponisten. Aber: Seine Stellung ermöglichte es ihm ebenso, Kompositionen aus seiner eigenen schöpferischen Arbeit in das Programm einzustreuen. 1869 gab der anerkannte Dirigent führender Bonner Chöre diese Tätigkeit auf. Er wollte sich ganz der Komposition widmen. Werke für Chöre, Orchester, Klavier und Solostimmen entstanden. Sein Ruf als Musiker wurde gestärkt. Brambachs Klavierkonzert Op. 39 etwa wurde von Hans von Bülow, einer der großen Persönlichkeiten der deutschen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, ausdrücklich gelobt.
In den Liederschöpfungen spiegelte sich auch die Liebe Brambachs zu seiner Heimat wider. Das „Lied vom Rhein" nach dem Gedicht von Max Schenkendorf mit Begleitung durch Blechinstrumente komponierte der Oberdollendorfer. Die „Loreley", eine dramatische Szene für Männerchor, Mezzosopransolo und Orchester, stammt aus seiner Feder. „Am Rhein" ist ein Stück für zwei Männerchöre und Orchester. Das alles sind Lieder, die stets auch von den Chören aus dem Siebengebirgsraum gern gesungen werden.
Für historische Themen hatte Carl Joseph Brambach ein Faible. Mit seinem Chorwerk „Columbus" sorgte er sogar in den USA für Furore. Dort wurde ihm ein Preis dafür verliehen. Als anlässlich des Beethovenfestes 1927 eine Abordnung aus Amerika in Bonn weilte, wurde seiner im Auftrag der „Music Industries Chamber of Commerce" am Grab in Poppelsdorf gedacht. Er war nicht vergessen, denn diese Würdigung fand immerhin 25 Jahre nach dem Tod Brambachs statt, der bei seinen Zeitgenossen als liebenswürdig und völlig uneigennützig galt.
Am 20. Juni 1902 verstarb Carl Joseph Brambach in Bonn. Chöre aus ganz Deutschland kamen zur Beerdigung auf den Poppelsdorfer Friedhof, um dem Komponisten und dieser regelrechten Institution in Sachen Männergesang ihre letzte Ehre zu erweisen. Zwei Jahre danach wurde auf Brambachs Grab ein Denkmal errichtet. Entworfen hatte es der Bonner Architekt Karl Senff. Das Relief dafür stammte aus dem Atelier des Bad Honnefer Bildhauers Karl Menser. Als Ehrengrab wird die letzte Ruhestätte des berühmten Sohnes von Oberdollendorf von der Stadt Bonn gepflegt. Übrigens hat es die Grab-Nummer 278/279.
Quelle: General-Anzeiger vom 15.07.2008
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