Presseecho

 Brückenhofmuseum

Auf den Spuren der Linie 64
“Schaffner” Thomas Nahiba trägt bei der Nostalgiefahrt eine Uniform aus den 70er Jahren

GA_linie_64

Die Fahrt im grünen „B-Wagen" leiten Stadtbahnführer Thomas Stefaniak (von rechts), Schaffner und 1. Vorsitzender des Historischen Vereins Thomas Nehiba (Mitte) und Begleiter Michael Much.                       FOTO: HANDT

Von Guido Krawinkel

KÖNIGSWINTER.
Wenn schon, denn schon hatte sich Thomas Nehiba, Vorsitzender des Historischen Vereins der Stadtwerke Bonn, gedacht. Die Nostalgiefahrt auf den Spurender alten Linie 64 absolvierte er stilecht in einer blauen Uniform aus den 70er-Jahren. Mit Mütze und dazu passender Krawatte.

„Damals gab es eine Uniformpflicht für den Zugführer und die Schaffner", erzählt der Angestellte der Stadtwerke, der seine Bahnbegeisterung zum Beruf gemacht hat: Er ist Stadtbahnführer. „Das ist so ein Virus. Das liegt in der Familie." Die Bahnbegeisterung hat er damals von einem Onkel geerbt, der noch im Postzug gearbeitet hat. Nehiba begnügt sich mit Bonner Gleisen und kümmert sich ansonsten um die Erhaltung historischer Bahnen und deren Geschichte.

„Der Verein will die Geschichte des Nahverkehrs in Bonn und der Region bewahren", erzählt er. Unter anderem auch die der alten Linie 64, auch Linie „H" genannt. Vom Bonner Hauptbahnhof führte diese Linie bis 1994 über Beuel, Ramersdorf und Königswinter nach Bad Honnef. Auf den Spuren dieser Linie war auch die Gruppe von rund 20 bahnbegeisterten Teilnehmern unterwegs, die für ihre Fahrt einen grünen B-Wagen mit der Nummer 7576 zur Verfügung hatten, ganz so wie er auf der alten Linie jahrelang in Gebrauch war. „Dieser Wagen ist einer der ältesten, der noch im Besitzt der SWB ist", erläuterte Nehiba den Hintergrund. Für die Nostalgiefahrt, die inklusive zweier Fotostops für die Hobbyfotografen unter den Bahnfreaks jedoch nur bis Oberdollendorf führte, wurde er nochmals in Betrieb genommen.

Mit großer Freude beobachtet er derzeit das wachsende Interesse an historischen Bahnen, so Nehiba. „Letzte Woche hatten wir eine Veranstaltung auf dem Marktplatz mit einer großen Resonanz. Da haben gerade viele ältere Menschen in Erinnerungen geschwelgt. Insgesamt steigt das Interesse eher als dass es sinkt." Auch in Süddeutschland hat der 2006 gegründete Verein schon Mitglieder. Zwei bis drei Mal im Jahr unternimmt man gemeinsam Fahrten und natürlich wollte man sich auch die Sonderausstellung zu den Siebengebirgsbahnen im Oberdollendorfer Brückenhofmuseum nicht entgehen lassen.
Am Stammsitz der Stadtwerke an der Bonner Theaterstraße zeigt man ab November eine kleine Modellbahnanlage, im Godesberger Kundenzentrum ist ein Modell der Verkehrssituation rund.. um den dortigen Bahnhof in den 50er , Jahren zu sehen. Und auch zu der Ausstellung im Brückenhof hat der Verein Exponate zur Siegburger Bahn beigesteuert. Die konnten die Teilnehmer jetzt live vor Ort erleben. „Ich finde es wichtig, dass man solche Denkmäler -erhält", sagte Nehiba angesichts der informativen Oberdollendorfer Ausstellung. „Ich wünsche mir, dass es so etwas auch noch in Zukunft gibt. Das geht aber nur bei tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung, die immer wieder Fundstücke aus den eigenen Kellern bringt." Davon konnten die Bahnbegeisterten viele im Brückenhofmuseum sehen, wo sie Lothar Vreden, der Vorsitzende des Oberdollendorfer Heimatvereins, auch in die Geschichte des Steinabbaus am Weilberg einführte.

Quelle: General-Anzeiger vom 30.10.2008

zur Startseite