Arm an Besitz, reich an Nächstenliebe Vor 820 Jahren trafen die ersten Mönche der Abtei Heisterbach auf dem Stromberg ein
Von Roswitha Oschmann
Königswinter. Ächzend erklomm der alte Bruder Konrad das letzte Stück des Pfads hinauf zum Plateau des Strombergs. Fast 70 Jahre zählte er bereits. Aber er hatte den Weg von der Eifel hierher nicht gescheut. Sein Blick schweifte ins Tal.
Mit elf Gefährten war er unten am Rheinufer angekommen. Wo genau sie aus ihrem geräumigen Nachen kletterten, ist nicht überliefert. Aber fest steht: Am 23. März 1189 erreichten zwölf Mönche aus der Abtei Himmerod Königswinter.
Nach der mühseligen Fahrt auf dem Wasserweg bestiegen sie den Stromberg, um in zugiger Höhe ihre Niederlassung zu gründen. Der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg hatte die Himmeroder Brüder um Überlassung einer Klostergemeinde dringend ersucht. Und der erzbischöfliche Kommissar begleitete die von Abt Hermann angeführten Mönche auf den Berg.
Sie waren vor genau 820 Jahren nicht die ersten Ordensleute dort oben, sondern fanden die verlassene Kirche und Klause von Augustinern vor. Das war ganz im Sinne der "Instituta Generalis capituli apud Cistercium". Nach dieser Regel waren für eine Neugründung bezugsfertige Bauten vorgeschrieben. Schließlich sollten die Mönche nahtlos an ihr gestrenges Ordensleben anknüpfen können. Dass die Bergkuppe nur eine Übergangslösung darstellte, war schon vor dem Aufbruch klar.
Zisterzienser sollten auf einsamem, kargem und sumpfigem Gebiet siedeln. Da fügte es sich doch gut, dass der Augustinerkonvent den Weiler Heisterbach als Lehen geschenkt bekommen hatte. Dort begannen die neuen Mönche, die zunächst als Provisorium eine Holzkirche errichteten, 13 Jahre nach ihrer Ankunft im Siebengebirge mit dem Bau der 88 Meter langen Abteikirche, die 1237 geweiht wurde.
Welch eine Leistung bei diesen bescheidenen Anfängen. Zumal: Abt Hermann soll große Mühe gehabt haben, die Mönche überhaupt zusammenzuhalten. Caesarius, der durch seine Schriften berühmteste Mönch von Heisterbach (um 1180-1240), dem auch das Wissen über das genaue Datum der Ankunft zu verdanken ist, berichtete in seinem Werk "Dialogus miraculorum":
"Als der Konvent auf den vorgenannten Berg gekommen war, und es ihm dort an dem Notwendigsten mangelte, da gedachten viele der Gebäulichkeiten und manches anderen, was sie im Mutterhaus gelassen hatten, brachen in Murren aus und wollten wieder dorthin zurück."
Abt Hermann zeigte sogar die rote Karte: Einen der Mönche schloss er aus. Bereits in Himmerod hatte ein sterbender Mönch den nun in Ungnade Gefallenen ermahnt: "Oh, Gerhard, siehe zu, dass Du nicht den Orden verlässest: vor der Pforte warten Tausende von Teufeln auf Dich." Caesarius von Heisterbach: "Wie es aber mit selbigem Gerhard ergangen ist, das wissen wir alle."
Es existieren Listen von Namen der ersten Mönche, wobei auch kleine Diskrepanzen bestehen. So wurde der "Dialogus" ausgewertet mit dem Ziel, die Ordensbrüder zu identifizieren; auch zwei Fassungen der Lebensbeschreibung des Abtes Karl von Villers geben Hinweise.
Über ihn heißt es: "Auf Bitte des Kölner Erzbischofs Philipp ersteigt er zusammen mit einem Mönchskonvent den Stromberg, wobei er aus Himmerod an weltlichen Dingen nichts mitbringt außer geistlichen Büchern, einem einäugigen Pferd und vier Kölner Schillingen.
Materiell sind die Mönche zwar von Armut bedrängt, was aber durch die Fülle der Nächstenliebe mehr als aufgewogen wird. Von daher kam es, dass mächtige und adlige Männer, indem sie ihren weltlichen Überfluss zurückließen, sich zu ihnen in die Armut begaben. Herr Karl war in seiner Rede so überzeugend, dass er auf diese Weise viele Adlige mit sich zum Glauben zog."
Der Petersberg
Um 1199 scheint die Übersiedelung der Zisterzienser vom Petersberg ins Peterstal abgeschlossen zu sein. Seit jenem Jahr waren die Urkunden nicht mehr an das "monasterium in monte St. Petri", sondern an das "monasterium in vallis St. Petri" adressiert. Der Stromberg hieß ab 1193 Petersberg. Zwischen 1131 und 1137 hatte sich der Eremit Walter mit Zustimmung des Kölner Erzbischofs Bruno II. auf dem Stromberg niedergelassen. Dafür sollte er den Königswinterern 16 Pfennig Zins zahlen
Quelle: General-Anzeiger online vom 19.03.2009
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